Wie plane ich ein Netzwerktreffen mit Dragon Dreaming?

Wie verbinde ich mich mit anderen an Permakultur Interessierten in meiner Gegend? Zum Beispiel mit einem selbstorganisierten Netzwerktreffen. Andreas Pohl, Teilnehmender unserer Weiterbildung, berichtet davon, wie er eine Veranstaltung mithilfe der Methode Dragon Dreaming gestaltet hat.


Der Flöten-Workshop während der Mittagshitze im kühlen Schatten der Apfelbäume.

Unser Campingplatz im Tal als Unterkunft für Mitwirkende und als Parkplatz für Gäste.

Vorbereitungen für den Cobworkshop: der Boden muss nivelliert werden.

Lagerfeuer mit Musik und hausgemachtem Essen aus dem veganen Gulaschtopf.

W=Waldgarten, Z=Zeltplatz, M=Mandalagarten, T=Toilette, Kreismarkierung Scheune

Karen, eine unserer Freiwilligen, bei einer Wanderung durch unser Naturschutzgebiet.

von Andreas Pohl

1. Der Traum

Anfang 2023 wuchs der Traum in mir, mit der Perma-Community hier in Rumänien mehr in Austausch zu kommen. Seit 2017 habe ich mit meiner Frau Ioana das Permakulturprojekt Dupa Gard in den rumänischen Westkarpaten, seit der Einschulung unserer Tochter 2022 wohnen wir nun auch fest hier. In einer traumhaften Bergkulisse, in einem autarken Blockbohlenhaus als Teilselbstversorger und in engem Austausch mit der Dorfgemeinschaft. Mit dem endgültigen Umzug nach Transsilvanien sind Freunde und Familie in Deutschland etwas weiter in die Ferne gerückt, ich sehnte mich nach mehr Kontakt mit Gleichgesinnten in der neuen Wahlheimat.

2022 war ich bereits in der rumänischen Gemeinschaft von Permakultur-Aktiven unterwegs und konnte einige Kontakte knüpfen. Doch es fehlte ein regelmäßiger Rahmen zum Austausch. Zu Beginn des vergangenen Sommers fragte ich schließlich einen dieser neuen Perma-Freunde, der sich auf natürliches Bauen spezialisiert hat, ob er Lust hätte, im August einen Strohlehm/Cobwork-Workshop anzubieten, im Rahmen eines Permakultur-Treffens bei uns. Er stimmte zu, was ich als Zeichen nahm, das Projekt in Angriff zu nehmen, und fing an weiter zu träumen.

Vielleicht könnte es eine Art kleines Festival werden, mit Zelten, frischem Essen aus dem Garten und Musik? Es sollte auf jeden Fall im August stattfinden, damit wir am abendlichen Lagerfeuer gemeinsam den Perseiden-Schauer in unserem klaren Nachthimmel genießen. Wir können über eine bessere Zukunft reden, Erfahrungen austauschen, uns vernetzen und vor allem gemeinsam eine tolle Zeit verbringen. Der Traum wurde bunter und schöner, und ich ging über in die zweite Phase.

2. Planen

Warum gerade ein Strohlehm-Workshop? Wo genau sollten wir ihn abhalten? Wie organisieren wir die Verpflegung? Wer könnte Musik beitragen? Zu Beginn der Planungsphase stellte sich nicht nur diese, sondern viele weitere Fragen. Der Traum musste nun an die Gegebenheiten der Umwelt und unserer verfügbaren Ressourcen, materiell und immateriell, angepasst werden.

Ziemlich schnell kristallisierte sich unsere alte Scheune als Zentrum des Events heraus: sie ist umgeben von schattenspendenden alten Obstbäumen, sollte ohnehin demnächst renoviert werden (warum nicht gleich mit Strohlehm?), und hatte einen Wasserspeicher, mitdem wir das Regenwasser vom Dach sammeln. Geeignet, um es zum Abwasch in einer improvisierten Außenküche zu benutzen. Auch eine Komposttoilette befindet sich bereits in der Umgebung, es gibt Platz für Zelte, und der Ort ist strategisch günstig platziert zwischen einem unserer Waldgärten, unserem Wohnhaus und dem Mandala-Garten. Und: ein Teil des benötigten Materials, der Lehm, konnte gleich aus dem frisch ausgehobenen Teich unterhalb der Scheune entnommen werden. Das Stroh lieferte ein Nachbar umsonst an.

Durch Herumfragen in meinem neuen Permakultur-Freundeskreis fand sich bald ein Musiker, der einen Workshop zu traditionellen rumänischen Schäfer-Flöten anbieten wollte. Jemand meldete sich, um die Verpflegung mit zu organisieren, und von vielen Seiten wurde Interesse signalisiert. Inzwischen waren wir nur noch einen Monat vom geplanten Veranstaltungstermin entfernt, es war höchste Zeit für Phase drei.

3. Handeln

Zum wiederholten Mal waren wir froh, dass wir während der Saison ständig mindestens eine/n Freiwillige/n hier bei Dupa Gard haben, in diesem Fall sogar zwei. Niels aus den Niederlanden und Kate aus Hawaii halfen beide tatkräftig mit: die Scheune musste entrümpelt, der Boden geebnet, der Zeltplatz gemäht und die Unterkünfte für die Mitwirkenden vorbereitet werden. Von der Theorie ging es nun zur Praxis über – und es stellte sich heraus, dass die Planungsphase wohl doch etwas zu kurz ausgefallen war.

So fanden wir erst spät heraus, dass wir eine größere Menge an Sand den Hügel hochschaffen müssen, um die Cobwork-Mischung hinzubekommen. Dann stellte sich heraus, dass wir für die Außenküche nicht genug Ausrüstung vor Ort hatten. Tische, Bänke und Besteck wurden noch in den letzten Tagen vor dem Event nach oben gebracht. Hier zeigte sich: eine gute Planung kann viel unnötige Arbeit ersparen, bzw. helfen, diese besser zu organisieren. Aber zum Glück lernen auch wir aus Fehlern.

4. Feiern

Auch wenn Feiern im Dragon Dreaming nicht nur Genuss und Zelebration bedeutet, in diesem Fall war es das definitiv. Das Permaculture Campfire organisierte sich dank einer Zusammenkunft an tollen Menschen fast wie von alleine: wo die Vorbereitungen etwas nicht ganz berücksichtigt hatten, ist jemand zur Hilfe gekommen, die angebotenen Workshops waren ein Erfolg.

Und, obwohl die geplante Wanderung ins Naturschutzgebiet wegen eines Regenschauers am letzten Tag abgesagt wurde, verließen 20 Gäste dieses (Probe-)Events die Veranstaltung mit einem breiten Strahlen im Gesicht, Erinnerungen und neu gewonnen Freundschaften. Was die Renovierung der Scheune betrifft, war der Workshop während dieses ersten Permaculture Campfires bei Dupa Gard erst der Anfang.

Insgesamt ist die Rückschau eine durch und durch positive – wo auch die Fehler ihren Beitrag leisten. Phase zwei der Planung haben wir für die diesjährige Veranstaltung bereits im Winter begonnen, die Infrastruktur und Organisation wird dieses Mal von langer Hand geplant, nachdem aus vergangenen Fehlern gelernt, und neue Träume entstanden sind. Und so beginnt nun der nächste Kreislauf des Dragon Dreaming, um das Permaculture Campfire 2024 noch besser zu gestalten.

Dragon Dreaming

Kennengelernt habe ich das Dragon Dreaming bei einem Workshop im französischen Ökodorf Grain and Sens: mithilfe eines Projektrades mit den Achsen Theorie/Praxis und Umwelt/Individuum, durchläuft ein Projekt die vier Phasen Träumen, Planen,
Handeln und Feiern.

Bei der Entwicklung und Verbesserung unseres Permaculture Campfires hat diese Methode sehr geholfen, dem Prozess eine sinnvolle Planungsstruktur zu geben. Dieser Kreislauf kann dabei auf den Gesamtprozess, aber auch auf seine Einzelteile angewendet werden. Im Prinzip kann man jeden Tag nach diesem Muster strukturieren. Besonders aber bei der Veranstaltungsplanung möchte ich das Dragon Dreaming Menschen ans Herz legen, die den Wert vom Träumen erkennen und dies in ein effektives Projektdesign einbauen möchten.

Ein toller Beitrag dazu findet sich auch in der letzten Ausgabe des Permakultur Magazins: "Von Traum zur Tat" von Ilona Koglin. Weiterführende Infos inklusive eines deutschsprachigen Guides zum Projektdesign mit Dragon Dreaming gibts auf Dragon Dreaming International.

Unser Netzwerktreffen Permaculture Campfire findet 2024 am Wochenende vom 16.-18. August statt, wer den Termin nicht verpassen möchte, kann sich auf unserer Webseite www.bio-retreat.de zum Newsletter anmelden. Dort findet ihr auch Infos zu unseren weiteren Permakulturevents, Übernachtungsmöglichkeiten in unserem Karpaten-Retreat und Wanderungen in unserem Naturschutzgebiet.


Das Permakultur Magazin erscheint einmal im Jahr für die Mitglieder vom Permakultur Institut e.V. Werde hier Mitglied.

Nach oben