Mahlzeit! Kochen für und mit Mikroorganismen

Wie man mit einfachen Zutaten das Bodenleben stärken kann


Das fertige Teku Cana riecht angenehm säuerlich. Foto von Stephanie Rauer.

Der Teig wird geknetet. Foto von Stephanie Rauer.

Gemeinschaftliches Stampfen macht Spass. Foto von Stephanie Rauer.

Der Behälter wird hermetisch verschlossen. Foto von Stephanie Rauer.

Fermentierter Bokashi, Komposttee oder Jauchen können helfen, das Leben im Boden zu fördern und unsere biologischen Mitarbeiter zu unterstützen. Im besten Fall nutzen wir für die Herstellung dieser Präparate die schon vor Ort vorhandenen Ressourcen und verbinden sie auf eine nützliche Art und Weise miteinander. Dabei ist es wichtig, die Funktion der jeweiligen Inhaltsstoffe zu verstehen, um sie gegebenenfalls auch durch ähnliche Zutaten ersetzen zu können – vergleichbar mit dem improvisierten Kochen, wenn im Küchenschrank mal etwas fehlt. Es geht auch darum, mit neuen Ideen zu experimentieren, Altbewährtes zu hinterfragen und das Ergebnis zu beobachten. Daher ist es ratsam, die Rezepte erst einmal auf kleiner Fläche zu testen und dann gegebenenfalls auszuweiten. Und wenn anschließend positive oder negative Erfahrungen mit anderen geteilt werden, können wir gemeinsam lernen, die bestmögliche Lösung für eine jeweilige Situation zu finden.

Ein in hiesigen Breitengraden eher unbekanntes Beispiel eines solchen "Bodenleben-Rezeptes" ist das aus Mittelamerika stammende Teku Cana, was zu Deutsch soviel wie Leben in Bewegung bedeutet. Dieser Akkumulator für Mikroorganismen eignet sich sowohl für den Einsatz in der Landwirtschaft als auch im Hausgarten. Er dient dazu, die für die Zersetzung des Bodens erforderlichen Mikroorganismen zu vermehren.

Kleie ist dabei eine der Hauptzutaten, die man wahrscheinlich nicht mal eben in dieser Menge zu Hause hat. Geeignet sind sowohl Mais- als auch Weizen- oder Reiskleie, wobei letztere in unseren Breitengraden wohl kaum lokal zu finden ist. Eigentlich ein Abfallprodukt beim Getreidemahlen, ist Kleie reich an Vitaminen, Kohlenhydraten, Proteinen und Mineralien (Stickstoff, Phosphor, Kalium und Magnesium). Sie wird daher säckeweise als günstiges Tierfutter verkauft und ist auch eine gute Nahrungsquelle für Mikroorganismen.

Die zweite Zutat ist altes Laub aus der obersten Schicht des Waldbodens, das sich bereits im Zersetzungsprozess befindet. Hier am besten grossflächig am nächstgelegenen Waldrand ernten, dort, wo Laub im Überfluss vorhanden ist und möglichst keine Lebensräume zerstört werden. Das Laub ist in diesem Fall das Gefährt der lokalen Mikroorganismen, die wir so nach Hause transportieren, im Teku Cana vermehren und anschliessend im Boden ansiedeln. Diese Kleinstlebewesen bestehen aus fermentaktiven Pilzen und Milchsäurebakterien, die dann als "Köche" bei der Umwandlung von organischen Stoffen wirken, sodass Pflanzen die darin enthaltenen Nährstoffe aufnehmen können. Mit dem folgenden Rezept setzen wir eine Milchsäuregärung in Gang, die anaerob, also unter Ausschluss von Sauerstoff, stattfindet.

Teku Cana

Utensilien:

- 1 sauberer Kunststoffbehälter (200 l) mit luftdichtem Verschluss  

- 1 Schaufel

- 1 Plane als Arbeitsfläche

- Wassereimer oder Giesskanne

- viele helfende Hände und Füsse zum Mischen und Verdichten des Teiges (alternativ funktioniert auch ein ca. 1,5 m langer Holzpflock)

 

Zutaten:

- 20 kg möglichst lokale Waldstreu, d. h. die oberste Schicht des Waldbodens, bestehend aus zersetzten oder halb zersetzten Blättern. keine grünen Blätter oder Erde verwenden.

- 20 kg Reis- oder Weizenkleie

- 10 kg Zucker, aufgelöst in etwa 5 Liter Wasser (alternativ 10 Liter Melasse)

- evtl. zusätzliches Wasser zum Befeuchten

 

Zubereitung

1. Die Waldstreu auf der Plane mit der Kleie mischen.

2. Zucker im Wasser auflösen und zur Mischung geben, bis ein klebriger Teig entsteht. Nach und nach wenig Wasser dazugeben, falls die Mischung zu trocken ist. Bei der Faustprobe sollte das Material in der Hand zusammenkleben und beim Öffnen nur langsam auseinanderfallen.

3. Mischung nach und nach in den Behälter geben und dabei immer wieder mit Füssen oder einem Holzpflock so verdichten, dass möglichst viel Luft entweicht.

5. Behälter luftdicht verschliessen.

6. Nach dem Verschliessen lässt man das Präparat 30 bis 45 Tage im Schatten fermentieren. Erst dann darf der Behälter wieder geöffnet werden. Ein Anschwellen des Behälterdeckels zeigt an, dass die Mischung gärt, was völlig normal und gewollt ist.

 

Verwendung

Nach Abschluss der Fermentation kann Teku Cana für verschiedene Zwecke verwendet werden:

zur Vorbehandlung von Küchenabfällen:

Abwechselnde Schichten von organischem nassem Material und Teku Cana tragen zur Geruchsbeseitigung bei und fördern die Zersetzung.

zur Verbesserung der Qualität von Heissrotte-Kompost oder Bokashi:

In ca. 10 kg Bokashi oder fertigen Kompost mischt man ca. 200 g Teku Cana. Dem Kompost erst hinzuzufügen, wenn dieser vollständig fertig ist; in der heissen Phase der Kompostierung töten die hohen Temperaturen sonst die Mikroorganismen ab.

als Futterzusatz für Tiere:

Teku Cana verbessert die Verdauung von Wiederkäuern, baut die Pansenflora wieder auf und stimuliert die bakterielle Aktivität. Empfohlene Tagesdosen (nicht überschreiten): 200 – 300 g für erwachsene Kühe von etwa 500 kg; 50 g für Schweine; 30 g für Ziegen und Schafe; 20 g für Kaninchen; 10 g für Hühner.

zur Beseitigung von Gerüchen in Ställen:

Eine dünne Schicht des Präparats auf den Boden auftragen, nach Bedarf wiederholen.

Teku Cana ist im verschlossenen Behälter mehrere Monate lang haltbar und kann wie ein Brotsauerteig immer wieder von neuem angesetzt werden. Dafür einfach zirka 10 Kilogramm des fertigen Präparats wieder mit den oben genannten Mengen an Kleie, Zucker und Wasser mischen und fermentieren lassen. Nach der siebten Fermentation kann ein Teelöffel Teku Cana auch der menschlichen Nahrung beigemischt werden, um einen ebenso positiven Einfluss auf die Darmflora zu haben.

 


Die Permakultur-Designerin Stephanie Rauer hat dieses Rezept von ihrem Tutor Marco Pianalto gelernt, der sich in der italienischen Nichtregierungsorganisation DEAFAL für eine organische regenerative Landwirtschaft engagiert. Weitere Infos: www.deafal.org.

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