Wie wende ich das Design Web auf mein Leben an? 3 häufige Fragen

Das Design Web ist ein Prozessmodell, das speziell für persönliche und soziale Gestaltungsanliegen entworfen wurde. Die britische Permakulturgestalterin Looby Macnamara stellte das Prozessmodell zum ersten Mal in ihrem Buch "People & Permaculture" vor. In diesem Artikel greift Marie-Louise Mederer drei häufige Fragen zur Anwendung auf. Sie arbeitet seit 2013 eben mit dem Design Web. Marie-Louise hat bei Looby Macnamara einen Anwendungskurs sowie das Social Permaculture Facilitators Training absolviert und mehrmals mit Looby zusammengearbeitet.

 

 

 


Das Gestalten mit dem Design Web wirft die unterschiedlichsten Fragen auf. In diesem Artikel möchte ich drei häufige Fragen aufgreifen, die mir zum anfänglichen Arbeiten mit diesem Prozessmodell immer wieder gestellt werden. Zur Übersicht: das Design Web ist ein Prozessmodell, das speziell für persönliche und soziale Gestaltungsanliegen entworfen wurde. Die britische Permakulturgestalterin Looby Macnamara stellte dieses spezielle Prozessmodell 2012 zum ersten Mal in ihrem Buch People & Permaculture vor. Seit 2019 liegt eine überarbeitete zweite Auflage vor und in Cultural Emergence (2020) geht Looby auf weitere Facetten des Design Webs ein, um geschickter damit arbeiten zu können. 

Leider hat es noch keine deutsche Übersetzung ans Licht der Welt geschafft. Das macht es für viele deutschsprachige Menschen nach wie vor schwer mit diesem dynamischen  Prozessmodell in ein flüssiges Gestalten zu kommen. Um dich darin zu unterstützen, das Design Web selbst gekonnt anzuwenden, findest du im Folgenden konkrete Vorschläge, um mit der Nutzung dieses Modells zu starten. Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren!

„12 Arbeitsschritte sind so viel, das schreckt mich ab! Wie überwinde ich mich überhaupt damit anzufangen?“

Du kannst es auch anders herum betrachten: die Kleinschrittigkeit der zwölf Ankerpunkte hat den Vorteil, dass sie dir mehr Orientierung als andere Prozessmodelle bietet. Du musst nicht zu jedem Ankerpunkt einen Berg an Informationen sammeln, manchmal reichen ein paar Sätze oder eine Methode zur Umsetzung. Zum Beispiel kannst du dir als Wertschätzung vornehmen, mit allen an dem Projekt Beteiligten zum Feiern eines wichtigen Schritts ein Fest zu feiern.

Den Umfang deines Designs wählst du dir selbst. Oft besteht der Anspruch mit dem Design Web das ganze Leben umzukrempeln. Das erscheint erstmal verlockend, doch meist wird das Vorhaben aufgrund seiner Komplexität schnell wieder aufgegeben. Vor allem für das erste Kennenlernen des Prozessmodells eignet sich am besten eine kompakte Fragestellung. Anstatt ein entscheidendes System in deinem Leben, wie zum Beispiel „Mein Einkommen nach Permakulturethiken generieren“, in den Blick zu nehmen, wählst du ein Übungsgestaltungsanliegen: „Dienstags Permakulturethiken im Alltag leben“. Das nimmt Druck raus und der Fokus liegt auf dem spielerischen Kennenlernen des Design Webs.

„Wie funktioniert das mit dem intuitiven Springen von einem Ankerpunkt zum Nächsten?“

Für den Anfang rate ich dir, den Prozessschritten der Reihe nach im Uhrzeigersinn zu folgen, beginnend bei der Vision. Das gibt dir die nötige Orientierung, um die einzelnen Schritte für sich kennenzulernen.

Ein weiterer Tipp ist es, sich von Anfang an zwölf DIN-A 4 Blätter vorzubereiten, jeweils eins zu jedem Ankerpunkt. Aktiviere dann deine*n Meta-Beobachter*in und beobachte dich im Gestaltungsprozess selbst: wann und wie oft macht dein Kopf in Sekundenschnelle diese Sprünge von einem zum anderen Ankerpunkt? Zum Beispiel fällt dir ein unterstützendes Prinzip ein, als du gerade deine Ressourcen aufschreibst. Die dynamische Vernetztheit deines Gehirns wird dir dadurch erstaunlich sichtbar! Halte auf den vorbereiteten Blättern deine Gedankensprünge fest. So gehen sie dir bis zur Bearbeitung dieses Ankerpunkts nicht verloren.

Du wirst auch feststellen, dass manche Informationen für mehr als einen Ankerpunkt relevant sind. Lass dich davon nicht verunsichern und wähle den für dich sinnvollsten Ankerpunkt aus, um die Information aufzuschreiben. Wichtig ist, dass sie im Gesamtsystem deines Designs gespeichert ist.

„Was ist am Design Web das Äquivalent zur Beobachtungsphase in anderen Prozessmodellen?“

Bei der Gestaltung mit dem Design Web spielt die Beobachtung den gesamten Prozess hindurch eine entscheidende Rolle. Bei genauerer Betrachtung ist das im Grunde bei anderen Prozessmodellen genauso der Fall. Auch in der Analyse- oder Umsetzungsphase wirst du immer wieder bewusst oder beiläufig Informationen durch Beobachtung für dein Design sammeln. Anders als bei der Gestaltung eines Gartens, kommt als besondere Herausforderung bei persönlichen und sozialen Projekten hinzu, dass sich Vieles nicht direkt und mit den Augen beobachten lässt. Deine Beobachtung umfasst hier umso mehr den Einbezug all deiner Sinne, deiner Gefühle, deiner Körperreaktionen, einer Teamatmosphäre, usw.

Mit dem Design Web arbeiten bietet dir die wunderbare Chance deine Beobachtungsgabe zu schulen und zu verfeinern. Zu versuchen wertfrei zu beobachten, auch wenn das wahrlich eine hohe Kunst ist und viel Übung erfordert! Wenn die Bewertungen mal wieder schneller waren als du, dann beobachte sie liebevoll und frage dich, was sie dir mitteilen wollen. Es geht nicht darum, sie wegzumachen.

Als spezielle Methode für den "Muster"-Ankerpunkt bietet sich ein Beobachtungslog an. Wähle ein paar für dein Gestaltungsanliegen relevante Parameter aus, die du über einen bestimmten Zeitraum tracken möchtest. Bei einem Selbstfürsorge-Design können das erstens Qualität und Quantität des Schlafs, zweitens Energielevel zu verschiedenen Tageszeiten, drittens Pausen und viertens Medienkonsum sein. Erstelle eine Tabelle, auf der du deine Beobachtungen für eine Woche festhältst. Das schriftliche Festhalten ermöglicht das Erkennen von Gewohnheiten oder Zusammenhänge von Gewohnheiten, die dir sonst verborgen geblieben wären. Bleibe dir bewusst, dass natürlich viele weitere Faktoren einen Einfluss haben können und sei vorsichtig mit den Schlüssen, die du daraus ziehst. Tweake deine Gewohnheiten und weitere Beobachtungsphasen können neue Hinweise liefern.

Weitere Tipps und Tricks und um darüber in einen lebendigen Austausch zu kommen, bieten dir Kurse zu diesem Thema auf unserem Kurskalender.

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