Warum Permakultur-Produkte günstiger sind als Billigware

Rechenbeispiel zur Wirtschaftlichkeit eines Waldgartens als Selbstpflücker-Land


Discounter vom Markt drängen!

Discounter vom Markt drängen! © Christiane Kupfer

Beerenstrauch-Stecklinge

Viele (Beeren-) Sträucher können leicht über Stecklinge vermehrt werden.

Maronen, Esskastanien-Ernte

Maronen, die vielseitig verwendbaren Früchte der Esskastanie - gesund, nahrhaft und verdammt lecker.

Esskastanie - Baum

Gar keine Pflege hingegen brauchen Bäume wie die Esskastanie (die in fast allen Regionen Mitteleuropas ausreift).

großer Obstbaum

Für wenige Pflegearbeiten, werden wir von großen Obstbäumen mit reichlich Ertrag belohnt.

Bei Permakultur geht es um weit mehr als nur um Wirtschaftlichkeit. Es geht um Artenschutz, Humusbildung, Grundwasserreinigung und -aufbau, Zukunftsfähigkeit und vieles mehr. Es geht um Konzepte, mit denen die Menschheit die nächsten 200 Jahre überleben wird. Und das am Besten ohne einen Wüstenplaneten zu hinterlassen.

In den nachfolgenden Zeilen soll es aber mal wirklich nur um die Wirtschaftlichkeit von Permakultur gehen. Denn immer wieder tauchen die Gerüchte auf, dass Permakultur nicht wirtschaftlich sei und dass man mit ihr die Weltbevölkerung nicht ernähren könne. Zudem ist die Vorstellung, den Markt von hinten her aufzuräumen und sämtliche Discounter mit Permakultur-Produkten zu verdrängen, sehr spaßig und gar nicht mal so unrealistisch.

Was zeichnet gute Permakultur-Projekte aus?

Was zeichnet gute Permakultur-Projekte aus? Sie werden einmal durchdacht angelegt und erhalten sich dann weitestgehend selbst. Sie verbrauchen möglichst wenige Ressourcen und funktionieren möglichst sparsam. Sie werfen neben positiven Nebeneffekten, wie die Mäßigung des Weltklimas und anderen nutzbaren Stoffen, auch essbare Erträge ab. Es handelt sich also um sehr effektive Systeme, die mit wenig Input für viel Output sorgen können. Vor allem, weil sie mit natürlichen Prozessen arbeiten, anstatt gegen diese.

Hier mal ein konkretes Rechenbeispiel:

Wir legen auf einem Hektar Land einen essbaren Wald aus Nüssen, Obstbäumen, Wildgehölzen und Beerenobst an. Um nicht gleich wieder in die „Diskussion Waldgarten“ abzudriften, verzichten wir hier mal auf sämtliches Gemüse und Kräuter unter den Gehölzen. Nur Bäume und Sträucher. Im Norden die Größten, nach Süden hin immer kleiner werdend. So bekommt jeder genug Licht, um vernünftig wachsen und ausreifen zu können. Auf einen Hektar passen so zum Beispiel circa 30 große Nussbäume, mit 100 Obstbaum-Hochstämmen, mit 250 essbaren Großsträuchern und mit 300 Beerensträuchern zusammen.

Um das alles fachgerecht zu pflanzen, benötigt man circa 7.000 Euro (Lohnkosten inklusive). Für die Erhaltungsarbeiten (gelegentlicher Obstbaumschnitt, anfangs Jungpflanzen freischneiden und später auslichten) nehme ich hier mal großzügige 50 Stunden pro Jahr, mit 40 Euro pro Stunde an, also 2.000 Euro pro Jahr. Da wir das ganze natürlich als Selbstpflücker-Land anlegen, entfallen sämtliche Ernte-, Lager- und Transportkosten. Wie!? Das darf man einfach weg lassen? Ja, das darf man. „Vernünftiges, regional eingebundenes Design“ nennt man das und es funktioniert wunderbar.

Essbare Erträge

Nun zu den essbaren Erträgen (alle anderen Erträge und die vielen positiven Nebeneffekte, lassen wir hier mal weg, da es ja auch um die Ernährung der Weltbevölkerung geht). Ich rechne gerne mit einem Durchschnitt von 50 Jahren. Das spiegelt den Mittelwert von ganz kleinen Bäumen, die noch nichts tragen, bis hin zu ganz großen Bäumen, die sehr viel tragen, am Besten wider. Je nachdem, wie man rechnet, kommt man dabei auf durchschnittlich 30 bis 60 Tonnen pro Jahr pro Hektar. Gehen wir mal zurückhaltend von nur 40 Tonnen pro Jahr aus. Zur Vorstellung: das wären bei unseren 680 Gehölzen also knapp 59 Kilogramm pro Gehölz. Ein Beerenstrauch bricht bei 2 Kilogramm vermutlich schon zusammen, ein alter Hochstamm-Obstbaum kann auch mal über 500 Kilogramm tragen (unser größter hatte letztes Jahr zum Beispiel 680 Kilogramm :-).

Wir haben also 7.000 Euro einmalige Kosten für die Erstanlage und 2.000 Euro jährliche Kosten für die Erhaltung, die durchschnittlich 40.000 Kilogramm Ertrag pro Jahr gegenüberstehen. Somit kostet uns der Kilogramm Ertrag genau 0,0535 Euro. Also gute 5 Cent. Was kostet ein Kilo Äpfel nochmal beim Discounter...? Und Äpfel sind dabei noch mit das Günstigste. Wir haben ja auch Esskastanien, Walnüsse, Birnen, Zwetschgen, Pfirsiche, Sanddornbeeren, Himbeeren und viels mehr im Angebot.

Vergleich mit der konventionellen Landwirtschaft

Nun vergleichen wir noch eben die Ertragszahlen mit der konventionellen Landwirtschaft:

Da sind 7-9 Tonnen pro Hektar schon eine wohlwollende Schätzung (entspricht ungefähr dem Weizenertrag in Deutschland). Weltweit sind es eher nur 3-4 Tonnen Weizen pro Jahr und Hektar. Gehen wir davon aus, dass wir mit diesem Ertrag momentan die gesamte Weltbevölkerung gut ernähren könnten (Menschen verhungern ja momentan nur an Verteilungsproblemen). Dann könnten wir mit unseren 40 Tonnen Permakultur-Güter pro Hektar umgerechnet mindestens 35 Milliarden Menschen ernähren.

Bevor nun wieder gleich das große Geschrei los geht: „Ich komme im Detail aber auf etwas andere Zahlen!“ oder „Es wird ja auch nicht alles von den Selbstpfückern geerntet!“, verweise ich auf den riesigen Unterschied zur konventionellen Landwirtschaft. Wegen 30 Prozent hin oder her, wird sich also an dem grundsätzlichen Fakt, dass Permakultur wesentlich günstiger und ertragreicher als die bisher etablierten Systeme sein kann, nichts ändern.

Natürlich wird man in der Praxis ein solches Projekt auch selbst beernten, eigene Produkte herstellen, die Vernetzung der Gestaltungs-Elemente förderlich planen, die vielen Nebenprodukte nutzen, sich über die positiven Nebeneffekte freuen und so weiter.

Als grobes Rechenbeispiel sollte es aber genügen.

...also pflanzt doch mal wieder ein paar leckere Bäume ;-)


Der Autor gestaltet im Team seit 2019 eine Staudengärtnerei zur Permakultur-Gärtnerei um. Mehr dazu erfährst du auf der Webseite: Permakultur Erlebnis-Gärtnerei

Bereits erschienen im Permakultur Magazin, Ausgabe 2018 für Vereinsmitglieder. Hier kannst du Mitglied werden und dem Permakultur Institut e.V. beitreten.

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