Soziokratie – So organisiert sich das Permakultur Institut e.V.

Uns soziokratisch zu organisieren, bedeutet für uns in der Praxis viele interne Klärungen, wie wir zusammenarbeiten wollen, wer was macht und wo welche Aufgaben überhaupt hingehören. Kurz gesagt: jede Menge Organisationsentwicklung. Welche Vorteile sehen wir darin, uns soziokratisch zu organisieren? Und was ist Soziokratie überhaupt?


Im Sommer 2021 haben sich Aktive des Permakultur Institut e. V. entschlossen, die Organisationsform des Vereins zu ändern: von einer Organisationsform, die sich an einzelne Methoden aus der Soziokratie anlehnt, hin zu einer vollumfänglichen soziokratischen Organisation des Vereins. Uns soziokratisch zu organisieren, bedeutet für uns in der Praxis viele interne Klärungen, wie wir zusammenarbeiten wollen, wer was macht und wo welche Aufgaben überhaupt hingehören. Kurz gesagt: jede Menge Organisationsentwicklung. Welche Vorteile sehen wir darin, uns soziokratisch zu organisieren? Und was ist Soziokratie überhaupt?

Was ist Soziokratie?

Soziokratie ist eine Organisationsform, die es Unternehmen, Vereinen oder Gruppen erleichtert, zusammen zu arbeiten. Das geht so weit, dass Soziokratie auch als Organisationskultur bezeichnet wird. Eine Organisationskultur kann ein neues Miteinander der Beteiligten ermöglichen und geht damit weiter als eine Organisationsform, die »nur« Aufgaben, Rollen und Teams in einer bestimmten Weise zuordnet.

Im Permakultur Institut haben wir uns für die soziokratische Kreisorganisationsmethode entschieden. Es gibt Abwandlungen und Entwicklungen, wir wollten jedoch erst die klassische Methode kennenlernen, bevor wir Ausnahmen machen oder etwas Eigenes entwickeln.

Die vier Basisprinzipien der Soziokratie

In der soziokratischen Kreisorganisationsmethode gibt es vier Basisprinzipien

1) Alle Entscheidungen werden im Konsent getroffen.

Bei einem Konsens können sich alle anwesenden Menschen auf genau das Gleiche einigen. In Abgrenzung dazu ist es beim Konsent so, dass eine Entscheidung »gut genug (zum Testen)« ist und keiner der Beteiligten einen schwerwiegenden Einwand hat. Jemand kann zum Beispiel einen schwerwiegenden Einwand gegen eine Entscheidung äußern, wenn diese Entscheidung einem bestimmten Ziel im Arbeitskreis oder unserer Vereinssatzung widerspricht. Bei uns wäre das beispielsweise der Fall, wenn der Kreis Marketing und Print einen bestimmten Magazinartikel beschließt, obwohl die Artikel in der Domäne (Entscheidungsbereich) vom Magazinteam liegen.

2) Die Teams sind in Kreisen und einer Kreisstruktur aktiv.

Dabei gibt es einen Kreis in der Mitte, der im Permakultur Institut Lenkungskreis heißt. An diesen angegliedert sind die Hauptkreise, zum Beispiel der Kreis Weiterbildung oder der Kreis Marketing und Print. An diesen Kreisen sind dann wiederum Unterkreise oder ausführende Teams angegliedert, wie beispielsweise der Unterkreis Print und das ausführende Team Wandkalender. So entsteht eine hohe Transparenz, weil jede Aufgabe und jede Rolle eines Menschen gut sichtbar sind.

3) Jeder Kreis hat eine doppelte Kopplung – eine Leitung und eine delegierte Person.

Der übergeordnete Kreis wählt eine Person als Kreisleitung für einen untergeordneten Kreis. Beispielsweise
wählt der Kreis Marketing und Print die Leitung für den Kreis Content. Die Leitung ist für die Zielerreichung des Kreises verantwortlich. Die Menschen im Kreis Content wählen eine delegierte Person für den übergeordneten Kreis. Diese Person soll die Anliegen des Kreises und die Beteiligten im Blick behalten – ähnlich einem Betriebsrat.

4) Rollen werden in offener Wahl getroffen.

Bei einer offenen Wahl wird eine Person gewählt, die einem vorher konsentierten Anforderungsprofil entspricht. Es wird nicht die perfekte Person gesucht, sondern es reicht, wenn eine geeignete Person gewählt wird. Dadurch werden Muster durchbrochen, wie dass jemand eine Rolle übernimmt, weil er oder sie sich besonders gut präsentieren kann oder jemand die Rolle als Lückenfüller übernimmt (»Wenn es niemand macht, mache ich das!«). Auch haben wir durch offene Wahlen neue Menschen in unsere Vereinsarbeit geholt und so die Anzahl der aktiv arbeitenden Personen erhöht.

Zwischenstand nach den ersten Jahren

Jetzt, nach drei Jahren, hat sich gezeigt: Indem wir die vier Basisprinzipien der Soziokratie auf unsere Vereinsstruktur angewendet haben, haben wir für mehr Klarheit und Transparenz in unserer Organisation gesorgt. Auch das Vertrauen untereinander ist gestiegen. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass bei Beschlussvorschlägen auch wirklich ein Konsent entzogen wird, wenn eine Person einen schwerwiegenden Einwand hat. Das nimmt niemand der Person übel. Es wird eher als interessant wahrgenommen und als Auftrag, den Vorschlag noch besser zu machen.

Ich gebe unserer soziokratischen Begleitung Gyuri Bárány recht: Wir haben nicht nur unsere Organisation umstrukturiert, sondern durch Soziokratie unsere Kultur miteinander spürbar geändert. Durch die Grundlagen, die wir in den letzten Monaten in das Permakultur Institut gebracht haben, bin ich mir sicher, dass wir auch in Zukunft gute Lösungen für schwierige Entscheidungen finden werden.

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