Praxistipps für die Wurmkiste zu Hause

(Wurmkompost-Serie Teil V)

Abschließender Teil der Serie von Judith Henning über ihre Erfahrungen mit Kompostwürmern, Wurmkompost und Wurmkisten. Was tun bei komischen Gerüchen, die aus der Kiste kommen? Was hat es mit Fluchtversuchen unserer Kompostwürmer auf sich? Praktische Tipps zu diesen und weiteren Fragen findet ihr in diesem Artikel.


Wurmkompost-Serie Teil 5

Wurmkompost-Serie Teil 5

Eine Wurmkiste aus Holz, mit einem Zwei-Kammer-System.

Was tue ich, wenn ...

Hier eine kleine Sammlung von Dingen, die beim Wurmkompostieren passieren können, und was du dann am besten tust:

Es riecht komisch…

nach Zwiebeln, Kohl: wenn man größere Mengen intensiv riechende Gemüseabfälle für die Kiste gesammelt hat, dann riecht es auch mal nicht nach Waldboden, sondern eben nach dem, was drin ist. Es hilft, die Reste etwas einzugraben. Wenn der Geruch dich stört, hilft es auch, die Reste kleiner zu schneiden, dann werden sie schneller verarbeitet.

alkoholisch: Wahrscheinlich hast du viele Obstabfälle hineingetan. Hier heißt es: Vorsichtig sein – vielleicht nicht alles in die Wurmkiste tun oder gut mit Pappe o.Ä. mischen. Es sollte nicht anfangen zu gären. Wenn es in der Kiste beginnt, nach Alkohol zu riechen, entweder Obstreste wieder entfernen und anders entsorgen oder trockenes Material untermischen.

faulig: das heißt, die Kiste ist zu feucht und nicht gut belüftet. Was tun? Trockene Pappe, Holzschnitzel, kleine Stöckchen oder Ähnliches untermischen, das sollte in ein paar Tagen die überschüssige Feuchtigkeit aufgesaugt haben, sodass die anaeroben Zonen austrocken, sodass die Kompostierung wieder funktioniert.

Ich sehe keine Würmer, wenn ich die Deckschicht zur Seite schiebe

Wenn die Würmer sich in einer Ecke oder den untersten Schichten verkriechen, stimmt meist etwas nicht, eine Kompostkiste, in der die Würmer sich wohlfühlen werden sie komplett besiedeln. Zuerst prüfe bitte, ob die Feuchtigkeit stimmt – wenn es in den oberen Schichten zu trocken wird, ziehen sich die Würmer nach unten zurück. Auch wenn es zu heiß wird, weil die Kiste evtl. in der Sonne stand, werden sie sich verkriechen. Aber auch zu kalt mögen sie es nicht. Mir ist es – im Frühjahr in  San Francisco, bei Außentemperaturen von ca. 15 °C passiert, dass alle Würmer meiner Kiste sich in einem Knäuel in einer Ecke befanden (ich habe sie nur gefunden, weil ich sie aus dem ersten Pappkarton in eine größere Kiste umgezogen habe). Hier lag die Vermutung nahe, dass es den Würmern tatsächlich zu kalt war.

Würmer versuchen, die Kiste zu verlassen

Das ist ein Alarmsignal! Irgendetwas stimmt nicht in der Kiste – zu trocken? Gärt etwas? Normal ist dieses Fluchtverhalten für frisch eingesetzte Würmer nach dem Transport mit der Post. Kiste gut abdecken, nach einigen Tagen beruhigen sie sich.

Ungebetene Gäste in der Wurmkiste

Fruchtfliegen: Wenn es doch einmal zu einer Fliegenplage kommt, gibt es mehrere Möglichkeiten: Den Kompost mit einer Schicht Papier oder Sand abdecken, die freiliegenden Innenwände der Kiste mit Essig abreiben. Du kannst auch eine Fliegenfalle aufbauen: einfach einen Schuss Essig (gut funktionieren Apfelessig oder Balsamico) in eine Tasse Wasser und einen Spritzer Spüli hineingeben. das ist zwar nicht so schön, weil die Fliegen ertrinken und wahrscheinlich ist es schlecht für’s Karma. Mir persönlich ist es aber lieber als Fruchtfliegen in der Wohnung.

Schnecken in der Kiste: Sie schaden zwar nicht, aber wer selbst gärtnert, will vielleicht keine Schneckenzucht anlegen (denn in der Kiste haben sie keine natürlichen Feinde). Mein Tipp: aus der Kiste heraussammeln und in der nächsten Grünanlage aussetzen.

Falls irgendwer hinauswill: Reisende soll man nicht aufhalten, wenn irgendwelche Asseln oder Käfer immer zum Deckel krabbeln , würde ich sie einfach nach draußen bringen, wer keine Krabbeltiere anfassen mag, nimmt einfach ein Glas und eine Postkarte für den Transport.

Ich muss weg und keiner kann gießen

Man kann sich auch ein „Bewässerungssystem“ für die Wurmkiste bauen. Dafür ein großes Glas Wasser (oder auch mehrere Gläser) in die Kiste stellen und einen Baumwollfaden tief in das Glas eintauchen und das andere Ende in die Erde stecken. Trocknet die Erde aus, wird über Kapillarkräfte Wasser aus dem Glas in die Erde gezogen.

Jetzt kann es losgehen!

Wenn du nicht schon gestartet hast, möchte ich dich jetzt noch einmal ermutigen: Jeder kleine Kompost ist besser als kein Kompost, und wenn du die Tipps aus diesem Büchlein beherzigst, wirst du gut in der Lage sein, eine Wurmkiste verantwortungsvoll zu betreuen. Suche dir Menschen, mit denen du dich zum Thema austauschen kannst, spätestens im Internet gibt es Foren und Gruppen dazu.

Es ist nicht nur sinnvoll, sondern es macht auch Freude, diesen Kreislauf von Küchenabfall zu neuer Ernte zu schließen.

Lesetipps und Links

  • Wer mehr über die Würmer wissen, will kann sich durch die Regenwurm-Werkstatt aus dem Projekt „Hypersoil“ der Uni Münster klicken, auch über andere Bodenlebewesen findet man dort unter dem Punkt Bodeninformation viel Interessantes.
  • Das Buch Kompost, Erde, Düngung von Robert Sulzberger informiert über Vorgehen und Vorteile beim Kompostieren im Garten.
  • Hier findest du eine Videoanleitung für eine einfache Wurmkiste aus Plastikboxen
  • und hier eine Bildanleitung für ein etwas komplizierteres Modell, auch aus Plastikboxen.

Wurmkompost-Serie Teil 1

Teil 1: Wurmkompost – was ist das?

Teil 2: Kompost in der Wurmkiste aufbauen

Teil 3: Komposternte aus der Wurmkiste

Teil 4: Wie komme ich zu meiner Wurmkiste?

Teil 5: Praxistipps für die Wurmkiste zu Hause


Bereits erschienen in: Kompostieren mit der Wurmkiste - Praktischer Ratgeber zum Kompostieren in der Stadt von Judith Henning.

 

 

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