Permakultur-Park Bischbrunn

Eine brachgelegene Wiese in sonniger Lage mit lehmigem, kargem Boden wird zum Permakultur-Park.


Permakultur-Park Bischbrunn

Gartenvorstellung: Permakultur-Park Bischbrunn (Foto © Ökobuch)

Permakultur-Park Bischbrunn - Heubeet im Garten

Heu-Beet mit Kürbis- und Zucchinipflanzen (Foto © Ökobuch)

Permakultur-Park Bischbrunn - Hochbeete im Garten

Hochbeete mit integrierter Sitzbank und Brotzeittisch (Foto © Ökobuch)

Permakultur-Park Bischbrunn - Teich natürlich abdichten, voller Wasserstand

Gut gefülltes Feuchtbiotop nach dem Winter (Foto © Ökobuch)

Permakultur-Park Bischbrunn - Felsenbirne an den Feuchtgebieten

Brücke über die Feuchtbiotope (Teich und "Auen-Wald") (Foto © Ökobuch)

(aus dem Buch »Permakultur im Hausgarten«)

Permakultur-Park Bischbrunn – ein Überblick

Standort und Lage: Ehemals brachgelegene Wiese in sonniger Lage. Viel Wind von allen Seiten. Lehmiger, karger Boden, anfangs fast ohne Humus-Anteil. Eher kühles und feuchtes Klima.
Gesamtgröße der Anlage: 11.500 m²
Bewirtschaftet von: Hermann und Jonas Gampe
Kern-Elemente der Anlage: Essbare Feldhecken, Obstgehölze, Heu-Felder, Biotope

Aufwand für Gestaltung und Erhaltung: Für die Erstanlage der Grundstruktur ca. 200 Stunden und 2.300 € für Pflanzen, Material und Maschinen. Für Pflege und Erhaltung durchschnittlich ca. 3 Stunden pro Woche und 250 € pro Jahr für Saatgut, Material und Maschinen. (Aufwendungen für Experimente und andere Klein-Projekte, die nicht für Anlage und Erhalt des Gesamtsystems erforderlich waren, sind hier ausgenommen.)


Im Sommer 2009 kauften mein Vater und ich das nur 33 m schmale, dafür gut 350 m lange Agrar-Grundstück nahe der Ortschaft Bischbrunn am Rande des Spessarts. An die exponiert liegende Wiese, die damals aufgrund des kargen Bodens nur zur Heugewinnung genutzt wurde, schließen sich ringsherum konventionell bewirtschaftete Felder an. Lediglich im Süden trennt eine Feldgehölz-Hecke der Gemeinde den nächsten Acker ab. Auf dem Grundstück selbst waren außer der Wiesenfläche nur 6 ältere Apfelbäume vorhanden. In der Planungsphase wurden die Wünsche zusammengetragen: die Fläche sollte in Zukunft Familie und Bekannte mit hochwertigen Früchten, Kräutern und Gemüse versorgen, neue Lebensräume für unterschiedlichste Tier- und Pflanzenarten sollten geschaffen werden und zugleich sollte Raum für Experimente, Seminare und Workshops entstehen. Daraufhin erstellten wir ein Gesamt-Konzept, das die klimatischen Bedingungen, die Gegebenheiten vor Ort und auch den Wunsch nach einem geringen Material-, Maschinen- und Arbeits-Einsatz berücksichtigte. Das Motto hierbei war: „Möglichst wenig machen müssen, möglichst viel machen können“. Zudem wurde die Grundstruktur so geplant, dass ein hoher Grad an Multifunktionalität erreicht wird. So wird beispielsweise jede gewünschte Funktion von mindestens vier, oft sogar über zehn verschiedenen Elementen abgedeckt, und umgekehrt deckt jedes Element unterschiedliche Funktionen ab.

Noch im Sommer 2009, also gleich nach dem Kauf, legten wir 3 Feuchtbiotope an und gestalteten mit dem Aushub einige Windschutz-Wälle. Die Sohle der Teichmulden wurde mit einem Vibrationsstampfer verdichtet. An einem weiteren Tag im Herbst haben wir 13 Großbäume mit größtenteils essbaren Früchten gepflanzt, außerdem 24 Obstbäume (ältere robuste Sorten) sowie knapp 600 Sträucher, die eine langgezogene, essbare Feldhecke entlang der Nordseite des Grundstückes bilden, mit einigen Ausläufern in Richtung Süden. Bei diesen beiden größeren Aktionen hatten wir tatkräftige Unterstützung von Freunden und Verwandten.

Im Laufe der nächsten beiden Jahre kamen kleinere Permakultur-Elemente hinzu, wie z.B. ein Insektenhotel, mehrere Bänke, eine Brücke und ein Pizza-Ofen aus Lehm. Mit den Steinen, die bei den Feuchtbiotopen ausgegraben wurden, haben wir Kräuterterrassen und ein großes Eidechsen-Biotop angelegt. Nach einigen Experimenten, wie sich eine Wiese ohne großen Aufwand in ein Beet umgewandelt lässt, kamen wir auf die Heu-Mulch-Methode, die sich bei uns inzwischen sehr bewährt hat. Hierzu häufen wir das nach der Wiesenmahd reichlich vorhandene Heu 80 cm hoch auf der Fläche auf, die im nächsten Jahr als Beet genutzt werden soll. Innerhalb der folgenden Monate zieht sich die darunterliegende Grasnarbe mangels Licht zurück, das Heu zersetzt sich größtenteils und fördert dadurch eine humose, lockere Erde mit vielen Bodenlebewesen. Im folgenden Frühjahr kann dann die nur noch wenige Zentimeter hohe Heuschicht im direkten Pflanzbereich zur Seite gedrückt und das Gemüse gepflanzt werden.

Auch ein artenreicher Mischwald wurde auf einem Teilbereich von 3000 m² gepflanzt, wozu eine Erstaufforstungs-Genehmigung beim Landratsamt beantragt werden musste. Von Beginn an haben wir Besucher und Spaziergänger zum Entspannen und Beobachten auf das Gelände eingeladen und dafür auch einige Sitzplätze geschaffen. Die verschiedenen Elemente haben wir so angeordnet, dass sie sich mit möglichst wenig Aufwand
gegenseitig gut unterstützen können. So wird beispielsweise das anfallende Heu direkt vor Ort zum Anlegen und Nachmulchen von Heu-Beeten und Baumscheiben verwendet. Hecken und Wald bremsen die starken Winde und
Spritzmittel aus der Nachbarschaft ab, tragen Feuchtigkeit auf die Gemüseflächen und werfen essbare Erträge sowie Brennholz ab, das für Pizzaofen und Feuerplatz genutzt wird. Vieles an Gemüse, Kräutern und Früchten wird direkt bei den Kursen vor Ort verwendet und so manches Hoch- oder Hügel-Beet wird dabei neu angelegt, natürlich mit anfallendem Schnittgut vom Obstbaum und Gehölzschnitt.

Um auf den für diese Größenordnung recht geringen Arbeitsinput von 3 Stunden pro Woche zu kommen, haben wir viele Aufgaben den natürlichen Prozessen überlassen. So wurden beispielsweise die Feuchtbiotope außer dem Ausgraben und kurzem Verdichten nicht weiter gestaltet. Binsen, Rohrkolben und Weiden siedelten sich von allein an und durch das ständige Aufschwämmen und Versickern von Feinanteilen der Erdböschungen dichten sich die Teiche von selbst immer weiter ab (was allerdings nur funktioniert, wenn im Boden eine ausreichend starke lehm- oder tonhaltige Schicht vorhanden ist, also bei kiesigen oder sehr steinigen Untergründen nicht funktioniert).

Besonders gute Erfahrungen

Die Gemüsebeete mit dauerhafter Heu-Mulchung übertreffen mittlerweile alle Erwartungen. Gerade in den ersten Jahren gab es zwar einige harte Verhandlungen mit den vermehrt auftretenden Schnecken, die sich unter dem feuchten Heu recht wohl fühlten. Seit dem fünften Jahr der Beetanlage kommen jedoch alle robusten Jungpflanzen gut durch, da sich jetzt auch die Bodenqualität von dem sehr kargen Lehm zu einem humosen und lockeren Boden gewandelt hat. Die gute Bodenqualität verdanken wir unter anderem den vielen Schnecken, die in den ersten Jahren fleißig damit beschäftigt waren, das Heu zu zerkleinern und umzuwandeln. Im Sommer 2015 haben wir auf einer Fläche von 130 m² an die 210 kg Hokkaido-Kürbisse, 100 kg Kartoffeln, 80 kg Zucchini und einige Schwarze Rettiche und Wurzel-Petersilien geerntet – und das ohne zu jäten, zu hacken, zu düngen und gießen zu müssen.

Schön anzusehen war auch der gesunde und kräftige Zuwachs der jungen Obstbäume und Esskastanien, deren Wurzelbereiche jedes Jahr mit Heu abgedeckt werden. So müssen die jungen Bäume nicht mit den Wiesengräsern konkurrieren. Trotz des rauen und windigen Klimas fruchten die Esskastanien bereits und wir konnten 2015 schon das erste große Blech Maronen rösten. :)

Allgemein ist es sehr schön zu beobachten, wie die Grundstruktur aus essbaren Wildgehölzen, Obstbäumen und Beerenobst ohne großes Zutun von Jahr zu Jahr wächst und das Gelände immer mehr Erträge abwirft. Die Geduld, die anfänglich aufgebracht werden musste, wird nun mehr und mehr belohnt. Auch das positive Feedback von vielen Besuchern des Parks und Spaziergängern, die zufällig vorbei kommen, freut uns sehr. Bis auf eine anfängliche Ausnahme gab es keinen Widerstand gegen das doch recht unkonventionelle und andersartige Projekt.

Weniger gute Erfahrungen mit Lerneffekt

Bei einem der Teiche haben wir zu tief gebaggert und sind auf eine Gesteinsschicht gestoßen. Dort versickert das angesammelte Regenwasser recht schnell, sobald nichts mehr nachkommt. Da sich dort aber gleichzeitig viele verschiedene Gehölze ausgesät haben, änderten wir das Konzept kurzerhand von „Teich“ in „Auen-Wald“ um. Bei einem Kurs entstanden zwei Hochbeete, die an sich recht schön und praktisch sind. Allerdings haben sie einen hohen Wasserbedarf, was nicht so recht zu unserem extensiven Bewirtschaftungskonzept passen will, sondern eher zu einem Hausgarten. Oft musste jemand im Sommer nur wegen zwei Gießkannen Wasser zum Park radeln.

Fazit der bisherigen Zeit

Nach sieben Jahren der Bewirtschaftung haben wir eine Vielzahl an Experimenten durchgeführt und so manches ausprobiert, von dem wir vorher nur gelesen hatten. Mit den daraus erlangten Erfahrungen konnten wir den Permakultur-Park von Jahr zu Jahr etwas effektiver, vielfältiger und sinnvoller gestalten. Und auch unsere eigene Sichtweise hat sich durch die mannigfachen Beobachtungen erweitert. Die Grundstruktur aus langlebigen Gehölzen brauchte zwar einige Jahre, bis das Gelände Erträge abwarf, doch mittlerweile ist der eingebrachte anfängliche Input längst durch die Erträge des Projektes aufgewogen, die in den nächsten 50 Jahre noch weiter zunehmen werden. Neben den neuen Lebensräumen, der erhöhten Biodiversität und dem Beitrag zur Mäßigung des Klimas ist das Projekt auf lange Frist gesehen auch finanziell äußerst gewinnbringend. Die ersten paar Jahre, in denen mehr investiert werden muss als herauskommt, gilt es allerdings durchzuhalten. Für noch größere Projekte bietet sich daher wohl eine schrittweise Umgestaltung von konventioneller Bewirtschaftung hin zur Permakultur an.

Auch für die nächsten Jahrzehnte können wir uns auf spannende Beobachtungen einiger Langzeitexperimente freuen. Wie wird sich die unberührte Sukzessionsfläche entwickeln? Wird der „Auenwald-Teich“ durch das herabfallende Laub doch noch dicht? Und welche Südfrüchte werden in der ausgewachsenen Wärmefalle ausreifen können? Die Zukunft bleibt spannend!

 


Dieser Beitrag ist aus dem Buch »Permakultur im Hausgarten« und wurde uns freundlicherweise vom Ökobuch Verlag zur Verfügung gestellt.

Jonas Gampe: Permakultur im Hausgarten – Handbuch zur Planung und Gestaltung, Ökobuch, 2016, 144 Seiten

Nach oben