Permakultur in Rheinland-Pfalz: Keyline-Design auf der Bannmühle

Was genau ist ein Keyline-Design? Dieser Erfahrungsbericht aus der Praxis erklärt die grundsätzliche Funktionsweise von Keylines und wie sie helfen, Wasser so lange wie möglich im Boden zu halten.


Glanrinder

Glanrinder (Foto © Hans Pfeffer Bannmühle Odernheim am Glan)

Hans Pfeffer bei der Arbeit.

Hans Pfeffer bei der Arbeit. (Foto © Hans Pfeffer Bannmühle Odernheim am Glan)

Frische gezogene Furchen entlang der Höhenlinien

Frische gezogene Furchen entlang der Höhenlinien (Foto © Hans Pfeffer Bannmühle Odernheim am Glan)

Die Ergebnisse der Planung von Hans

Die Ergebnisse der Planung von Hans (Foto © Hans Pfeffer Bannmühle Odernheim am Glan)

von René Franz

Laute Geräusche aus der Produktionshalle. Gerade ist Apfelsaison und das heißt vor allem: viel Arbeit, trotz vergleichsweise geringer Erntemenge in manchen (trockenen) Jahren. Auf der Bannmühle in Odernheim am Glan in Rheinland-Pfalz wird Permakultur in der Praxis erlebbar. Unter anderem werden verschiedene Säfte in Bioland-Qualität gepresst und abgefüllt. Der Apfelsaft kommt aus Äpfeln aus eigenem Anbau und auch viele Bioland-Kollegen von Hans bringen ihre Äpfel zum pressen in seine Kelterei.

Außer Säften produziert der Bauer, Hans Pfeffer, zusätzlich Rindfleisch einer bedrohten Nutztierrasse, den Glanrindern, die er auf seinen umliegenden Weiden in ganzjähriger Freilandhaltung hält. Sein Ziel ist, das Gras im Winter auf dem Halm zu lassen und die Rinder direkt damit zu ernähren, anstatt daraus Silage herzustellen und später zuzufüttern. Das Fleisch soll sehr wohlschmeckend sein – ich als Vegetarier kann das zwar nicht aus erster Erfahrung bestätigen, sehe aber, dass das Fleisch von guter Qualität ist, wenn Hans es zubereitet.

Mit meiner Basisjahr-Gruppe der Weiterbildung Permakultur Design waren wir zum Themenkurs "Permakulturgestaltung auf großen Flächen" vor Ort und konnten uns einen Eindruck der Weiden verschaffen. Der Bauer Hans gab uns dort auch einen Input zum Thema Keyline-Design und wie er es umsetzen will. Aber was ist das überhaupt?

Permakultur-Keyline-Design auf den Weiden von Hans

Das Keyline-Design ist eine Methode mit der Niederschläge und sich sammelndes Wasser aus den Bergtälern auf die Bergkämme transportiert werden kann. Hierfür werden mit einem speziellen Pflug enge Furchen in einer bestimmten Form in die Weide gezogen.

Erfunden wurde die Methode vom australischen Landwirt und Ingeniur P.A. Yeomans in den 50er Jahren. Durch die Anwendung dieser Methode können Wiesen und Felder fruchtbarer gemacht werden, da sich das Wasser gerade auf hügeligen Gebieten besser verteilt und so weniger karge oder zu feuchte Stellen entstehen.

Insgesamt steigt die Produktivität der Weiden, es können mehr Rinder direkt vom Gras leben und es muss weniger zugefüttert werden. Durch den entstandenen Raum im Boden haben die Weidepflanzen (Gräser, Kräuter) die Möglichkeit, Tiefenwurzeln auszubilden. Dadurch haben sie einen besseren Wasser- und Nährstoffzugang. Außerdem erhöht sich die Dichte des Bewuchses – die physische Menge der Weidepflanzen steigt ebenfalls. Durch die größere Wurzelmenge kommt es zu einer erhöhten Einlagerung von CO2 – in Zeiten des Klimawandels ein nicht zu unterschätzender Effekt. Denn Weideflächen sind große Kohlenstoffsenken.

Zusätzlich können an den entstandenen Linien auch Gehölze gepflanzt werden, die von den besseren Bewässerungsverhältnissen profitieren. Hans plant bereits eine eigene kleine Baumschule, um das konkret umzusetzen.

Das Definieren der Keylines – Permakultur in Planung

Bevor Hans anfangen konnte, die Furchen in den Boden zu ziehen, mussten erstmal die Keylines geplant werden. Hierfür hat er sich mehrere Pläne von seinem Grundstück ausdrucken lassen und dann mithilfe der auf dem Plan eingezeichneten Höhenlinien die Keylines definiert. Hans geht hier bewusst intuitiv vor – er kennt seine Weiden seit mehreren Jahrzehnten und hat ein gutes Gespür dafür bekommen. Alle anderen sollten jedoch mit genauerem Maß und am besten GPS-gestützt bei der Definition der Keylines vorgehen. In diesem Artikel werde ich aufgrund der Komplexität des Themas nicht genauer darauf eingehen wiedie Keylines und Keypoints genauer gesetzt werden.

Die Umsetzung

Bevor die Furchen gezogen werden konnten, musste Hans einen Pflug eigens dafür umrüsten. Der Boden soll nämlich nicht gepflügt, sondern nur eingeschnitten werden. Im Untergrund sollen langfristige Kanäle entstehen, durch die das Wasser sickern kann. Dafür braucht es Pflugscharen mit etwas breiteren Füßen am unteren Teil und dünnen Aufhängungen am oberen Teil, die den Boden nicht beschädigen.

Eigentlich hat Yeomans einen eigenen Pflug entworfen, den »Yeomans Plow«, der extra für das Ziehen der Furchen entwickelt wurde. Allerdings kostet der ziemlich viel Geld und kann von einem erfahrenen Landmaschinenmechaniker relativ einfach in seiner Funktion selbst gemacht werden.

Im Anschluss steckte Hans mit zwei Teilnehmern aus unserer Basisjahr-Gruppe dann die Keypoints auf dem Berg aus denen sich dann die Linien ergaben, die er abfahren musste. Fertig waren die Furchen im Boden, wie sie auf den Bildern zu sehen sind.

Das Ergebnis

Bisher lässt sich noch keine abschließende Bilanz ziehen – dafür ist der Eingriff (Mai 2019) noch zu frisch. Hans hatte aber zumindest an einer normalerweise zu feuchten Stelle seiner Wiese weniger Feuchtigkeit als in den letzten Jahren. Wie sich die Keylines langfristig und vor allem in trockenen Jahren auswirken, lässt sich erst nach einigen Jahren sagen. Gegebenenfalls muss Hans noch einmal nacharbeiten oder die Furchen neu ziehen, falls sie sich wieder zusetzen sollten.


Bereits erschienen auf permakulturblog.de. Alle Bildrechte © Hans Pfeffer Bannmühle Odernheim am Glan

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