Permakultur an der Schule

Was Spaß macht und was schwierig werden kann


Schulgarten mit Permakultur
Schulgarten mit Permakultur
Schulgarten mit Permakultur

Du hast Lust, Kindern und Jugendlichen Permakultur näherzubringen? Warum nicht mit einem Permakultur-Angebot an einer Schule oder einem Kindergarten starten? In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen zu diesem Thema mit dir.

Von Sommer 2019 bis zum Ende des Schuljahres August 2020 habe ich an der Freien Schule Gleichen (www.freie-schule-gleichen.de) ein Permakultur-Angebot gestaltet. Zuvor hatte ich ein ähnliches Angebot für die Dauer eines Schuljahres an der Freien Schule Mittelweser angeleitet. Die Angebote waren mit 90 Minuten pro Woche angesetzt und die Teilnahme für die Schüler*innen immer freiwillig. Das Permakultur Angebot hat im Winter drei Monate ausgesetzt, da im Garten nicht viel zu tun war.

Nach vielen schönen Stunden mit den Kindern, die zwischen 7 und 14 Jahre alt waren, möchte ich nun einige Muster beschreiben, die mir an den zwei Schulen begegnet sind.

 

Muster 1: Die Leitung der Einrichtung, das Team und die Eltern haben zwar großes Interesse, aber es ist kein Geld für Gartenplanung, Material, Werkzeuge oder Honorare vorhanden.

Mein Tipp:
Fördergelder von kleinen Stiftungen vor Ort beantragen. Menschen, die du kennst und die dich und deine Arbeit kennen, direkt ansprechen. Nutze die Netzwerke um die Einrichtungen!

Meine persönliche Lösung:
Diese Schwierigkeit konnte ich in beiden Fällen lösen, da ich beide Male auf Fördergelder von Stiftungen zurückgreifen konnte. Für das Projekt bei der Freien Schule Mittelweser war das Geld schon bewilligt gewesen und für das bei der Freien Schule Gleichen hatte ich zwei Anträge geschrieben, von denen einer bewilligt wurde. Dabei ist zu beachten, dass es natürlich Zeit und Energie braucht, diese Anträge zu schreiben, und nicht sicher ist, dass diese bewilligt werden. Das solltest du bei deiner Zeitplanung unbedingt mit berücksichtigen. Deshalb habe ich in beiden Fällen auch auf Spenden und freiwillige Helfer*innen gesetzt, auch um die Menschen vor Ort einzubinden. Sachspenden kamen vor allem von den Eltern oder Familien der Kinder sowie von Teilen des Teams der Schule. Von Unternehmen in der Nähe, zum Beispiel den Arbeitgebern der Eltern, gab es ebenfalls Sach- und Geldspenden. Diese waren wichtig, um den Eigenanteil der Finanzierung zu bestreiten. Damit sind viele tolle Synergien entstanden.

 

Muster 2: Alle finden es toll, aber keiner weiß so richtig, was Permakultur ist, und fragen immer wieder bei dir nach.

Mein Tipp:
Stelle dein Projekt in der Schulversammlung, bei einem Schulfest oder Ähnlichem vor. Gehe dabei auch auf deine persönliche Interpretation von Permakultur ein. Stelle dar, wo sich für dich Permakultur von naturnahem oder biologischem Gärtnern unterscheidet. Nenne deine Projektziele.

Meine Erfahrung:
Es ist gar nicht so leicht, Raum für eine Projektvorstellung zu finden, zu der viele Eltern und das Team der Schule kommen können. Und es kann ein paar Termine brauchen, bis alle Beteiligten eine Ahnung haben, was genau wir da im Garten eigentlich machen. Geduld und ein offenes Ohr für Wünsche und Bedürfnisse sind hier sehr wichtig, denn schlussendlich geht es darum, das Vertrauen zu gewinnen, damit dann im Garten wild experimentiert werden darf!

 

Muster 3: Es ist schwierig für die Kinder, Permakultur in der Theorie zu begreifen, und sie haben viel mehr Lust, aktiv zu werden und sich draußen zu bewegen.

Mein Tipp:
Folge dem Ratschlag von David Holmgren: „Just do it!“ Die besten Erklärungen, Beispiele und Experimenten begegnen uns doch in der Praxis. Bleib flexibel und folge dem Prinzip, auf Veränderungen kreativ zu reagieren und sie zu nutzen.

Meine Erfahrung:
Die Kinder haben unendlich viele Fragen an die Welt, und viele davon haben mit Permakultur nur am Rande zu tun. Beim Gärtnern hingegen entwickeln sie viel eher Fragen, die ich mit dem Thema Permakultur verknüpfen kann. Zum Beispiel Fragen zu Regenwürmern, Bodenfruchtbarkeit oder auch zum Klimawandel – alles gute Anknüpfungspunkte, um zu erläutern, welchen Beitrag Permakultur leisten kann. Warte also am besten immer auf den richtigen Moment für einen theoretischen Impuls – er wird kommen.

 

Muster 4: Die Kinder haben Lust auf exotische Pflanzen, die du als dem Untergang geweiht ansiehst, oder auf Experimente, die sehr wahrscheinlich scheitern werden.

Mein Tipp:
Wenn Geld und Kapazität vorhanden sind, dann geh ruhig darauf ein. Aus Misserfolgen lernen Kinder oft mehr, als wenn alles wie am Schnürchen klappt.

Meine Erfahrung:
Die größten Aha-Erlebnisse hatten die Kinder nach Misserfolgen. Dann nämlich haben sie intensiv nach den Gründen geforscht und es sind daraufhin häufig neue Strukturen entstanden. Zum Beispiel ein klarer Gießplan oder eine Übersicht über den Garten mit der Belegung der Beete.

 

Muster 5: Unklare Absprachen mit der Schulleitung oder dem Schulteam sorgen für Frust. Der Entscheidungsspielraum des Projektteams ist nicht geklärt.

Mein Tipp:
Halte deine Absprachen mit der Schulleitung beziehungsweise dem Schulteam schriftlich fest. Dabei sollte es auch um Haftung und Sicherheit gehen. Sprecht über die aktuellen rechtlichen Vorgaben und unterschreibt am besten einen Honorarvertrag.

Meine Erfahrung:
Viele Dinge, auf die wir uns mündlich geeinigt hatten, wurden dann leider nicht schriftlich festgehalten. Das führte zu Verwirrung und Frust bei allen Beteiligten.

 

Muster 6: Die gärtnerischen Arbeiten bleiben auf der Strecke, weil die Kinder mehr Lust haben zu experimentieren.

Mein Tipp:
Plane auf jeden Fall großzügig Zeit für Vor- und Nachbereitung ein, damit du im Notfall die pflegerischen Arbeiten wie Jäten oder Gießen übernehmen kannst. Außerdem unterschätze nicht die Zeit, die es braucht, um eine angemessene Infrastruktur aufzubauen.

Meine Erfahrung:
Bei meinem zweiten Projekt hatte ich anderthalb Stunden Präsenzzeit plus anderthalb Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche kalkuliert. Damit konnte ich die wichtigsten Arbeiten abdecken. Zudem habe ich die Arbeitseinsätze mit den Eltern genutzt, um größere Arbeiten zu erledigen, wie zum Beispiel den Kompost zu wenden oder den Garten zu erweitern.

 

Muster 7: Es bleibt zu wenig Zeit und Raum zum Feiern. Die Ziele sind zu ehrgeizig gesetzt und es entsteht Frust.

Mein Tipp:
Plane das Feiern bewusst mit ein. Plane ein Erntedankfest oder Verkostungen aus dem Garten. Überlege, wann genau und wie du deine Projektevaluation vorstellen willst. Hole Feedback von den Kindern und dem Team der Schule zu deiner Arbeit ein, mit Fragen wie beispielsweise: Wie gefällt der Garten nach den Veränderungen? Wie schmeckt das Gemüse? Wovon würde die Schulgemeinschaft gerne noch mehr haben, wovon weniger? Hat es Spaß gemacht? Was habt Ihr gelernt? Können spannend sein.

Meine Erfahrung:
Es braucht Anreize, um die Motivation der Kinder hoch zu halten. Auch ein Naschgarten benötigt Pflege, es muss immer wieder gesät und gejätet werden. Überlege deswegen gut, was du anpflanzt. Die Zeit zwischen der Aussaat und der Ernte vieler Kulturen muss überbrückt werden. Dabei können Themen wie Nützlinge, Bäume im Ökosystem oder Tierhaltung spannend sein.

 

Und hier noch mein abschließendes Fazit:

Ein solches Projekt hat eine ausgeprägte soziale Komponente. So sind neben gärtnerischen Grundlagen auch Kommunikationsfähigkeit und Partizipationskompentenz gefragt. Zusammen mit der Leitung der Einrichtung, dem Team, den Eltern und den Kindern ein gelungenes Projekt zu gestalten gelingt am besten, wenn du flexibel und empathisch den Prinzipien der Permakultur folgst.

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