Perma-Sonne in Ottorfszell

Zuerst Platz für eine baufällige Scheune, dann Wiese und jetzt ein biodiverser Garten. Die Perma-Sonne in Ottorfszell von Fatima und Christof bringt durch viele Hügelbeete ordentlich Schwung in den Alltag. Im Artikel berichtet Christof von kleineren Fehlern zu Beginn und den neuen Lösungen.


Gartenvorstellung: Perma-Sonne in Ottorfszell (Foto © Ökobuch)

Gartenvorstellung: Perma-Sonne in Ottorfszell (Foto © Ökobuch)

Fläche vor Beginn der Umgestaltung (Foto © Ökobuch)

Perma-Sonne: Fläche vor Beginn der Umgestaltung (Foto © Ökobuch)

Fläche direkt nach dem Anlegen der Hügelbeete (Foto © Ökobuch)

Fläche direkt nach dem Anlegen der Hügelbeete (Foto © Ökobuch)

Aus Schnittgut werden Rankhilfen gebaut (Foto © Ökobuch)

Aus Schnittgut werden Rankhilfen gebaut (Foto © Ökobuch)

Angelegte Fläche mit Bepflanzung im ersten Jahr (Foto © Ökobuch)

Angelegte Fläche mit Bepflanzung im ersten Jahr (Foto © Ökobuch)

Großblättriges Gemüse hält den Schnecken gut stand und fühlt sich sichtlich wohl (Foto © Ökobuch)

Großblättriges Gemüse hält den Schnecken gut stand und fühlt sich sichtlich wohl (Foto © Ökobuch)

Etwas abseits gelegenes Salat-Hochbeet aus Resthölzernl (Foto © Ökobuch)

Etwas abseits gelegenes Salat-Hochbeet aus Resthölzernl (Foto © Ökobuch)

(aus dem Buch »Permakultur im Hausgarten«)

Text und Bilder von Christof Büchler

Perma-Sonne ein Überblick

Standort und Lage: sonnig gelegen, an der Südseite einer großen Scheune, meist feuchter und lehmiger Boden

Gesamtgröße des Gartens: 530 m²

Bewirtschaftet von: Fatima und Christof

Kern-Elemente der Anlage: „Holzwirbel“ und Hügelbeete

Aufwand für Gestaltung und Erhaltung: Für die Erstanlage wurden ca. 350 Stunden und 1.500 € für Material, Maschinen und Pflanzen aufgewendet. Für Pflege und Erhaltung sind durchschnittlich ca. 14 Stunden pro Woche und 50 € pro Jahr für Saatgut erforderlich.


Westlich unseres Wohnhauses und südlich der großen Scheune stand einmal ein baufälliges Haus, das 2010 abgerissen und dessen Baumaterial teilweise für einen andernorts gelegenen Neubau mit verwendet wurde. Der entstandene Raum wurde in den darauf folgenden 3 Jahren zu einer wilden Wiese, bis in uns der Wunsch keimte, die Fläche besser zu nutzen. Der erste Gedanke war ein Garten mit Wild- und Heilkräutern. Durch den Austausch mit anderen lernten wir schließlich einen Spezialisten für Hügelbeete kennen, und es entstand das Konzept unserer Perma-Sonne. Im Zentrum wurde ein großer „Holzwirbel“ geplant, ein Kunstwerk aus Holz, das die energetische Struktur des Raumes günstig beeinflussen und zur Harmonisierung von Himmel und Erde beitragen soll. Von diesem Holzwirbel sollten sternförmig Hügelbeete wie Sonnenstrahlen ausgehen.

Ein Bekannter, der damals hier auf dem Hof war, half bei der Gestaltung des Gartens mit, der in einem einwöchigen Workshop angelegt wurde. Wir sind sehr dankbar für unseren Garten und möchten auch nochmal all den tollen Mithelfern danken, ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Von Permakultur, Hügelbeeten und Gärtnern hatten wir bis dato nicht wirklich Ahnung und sammeln bis zum heutigen Tage reichlich Erfahrungen. 2013 war für uns mit der schönste Sommer und die beste Ernte.

Die Pflanzen, die wir damals holten, waren zum Teil F2 Hybride, deren Nachteile wir damals noch nicht kannten. Doch wir machten daraus Samen und ließen auch welche wild aussäen. Die Folgegeneration in 2014 sah dann stellenweise völlig anders aus. Doch was soll’s, nun wissen wir was F2 bedeutet und wie man Samen selber gewinnen kann. So lernt man beim Tun. Das ist nicht immer leicht und schön, doch es bereichert und festigt einen.

Durch den dichten Aufbau der Hügelbeete mit Schnittgut und auch dickeren Stammstücken sacken diese nur sehr langsam zusammen. Auf die erste Erdschicht kam ca. 5 cm Kälbermist vermischt mit Grassilage, die wir mit Effektiven Mikroorganismen und Holzkohle aufwerteten. Darüber haben wir nochmal eine Schicht Erde gegeben und zum Schluss deckten wir die Hochbeete mit Stroh ab. Dadurch waren die Beete fast immer schön feucht, doch wie es im Leben ist, hat alles zwei Seiten. Denn auch die Schnecken fühlten sich sehr wohl unter dem Stroh und hatten die jungen Pflanzen zum Fressen gern. So sammelte ich fast jeden Abend Richtung Dämmerung, wenn es abkühlt und leicht feucht wird, bis zu ca. 200 Schnecken ab. Meiner Beobachtung nach sind die Schnecken die Raubtiere des Gartens. In der Wildbahn erbeuten die Raubtiere meist die schwachen Tiere. Das trifft auch auf die Schnecken zu. Ich fand Schnecken überall, wo etwas am Faulen war, junge und schwache Pflanzen und vor allem alles, was wir vorgezogen hatten. Pflanzen, die sich selbst aussäen, sind von sich aus kräftiger. Das Verpflanzen bei vorgezogenem Gemüse schwächt dieses, was es dann wohl auch ausstrahlt, und sofort kommen die Raubtiere des Gartens. Auch der aufgebrachte Mist hat zu Beginn den Schneckenbestand gefördert. Wildpflanzen wurden hingegen so gut wie nie gefressen. Deshalb möchte ich mehr und mehr in diese Richtung gehen. Wildpflanzen wachsen von allein, man muss sie nicht vorziehen, sie vermehren sich selbst, man braucht sie nicht gießen und von den Schnecken werden sie ebenso wenig befallen wie von den meisten Krankheiten. Obendrein sind deren Inhaltsstoffe oft reichhaltiger als in unseren gezüchteten Pflanzen. Die Natur lässt meist das vor unserer Nase wachsen, was wir zum Leben brauchen. Brennnessel und Giersch sind sehr tolle Gemüse, die ich liebe. Und auch Franzosenkraut, Vogelmiere, Sauerklee, Löwenzahn und viele weitere Wildkräuter kann man essen und vielen Rezepten beimischen.

Besonders gute Erfahrungen

Unsere beständigste Pflanze ist der Mangold, den wir sehr lieben; wir haben drei Arten davon im Garten. Erntet man immer nur die äußeren Blätter, wächst dieser immer weiter und man kann ihn wieder und wieder beernten. Das klappt auch bei unserem Baumspinat hervorragend. Auch Topinambur ist eine sehr gute Pflanze, die man im Boden belassen und dann im Winter bei Bedarf ernten kann. Einmal streuten wir Senfpulver um unsere Jungpflanzen-Zucht, mit dem Ziel, unsere Freunde, die Schnecken, abzuhalten. Das hat sehr gut funktioniert.

Weniger gute Erfahrungen mit Lerneffekt

Noch eine Bemerkung zum Stroh auf den Beeten. Nach circa zwei Wochen waren unsere Beete grün, und ich war verwundert, was das ist. Wir hatten bei einigen Beeten einfach Samen mit in das Stroh geworfen, wie es uns jemand empfohlen hatte. Diese Empfehlung kann ich nicht bestätigen, außer man hat zu viel Geld für Saatgut übrig. Von den Gemüse-Samen ging so gut wie nichts auf. Das viele Grün auf den Beeten, das wir gerne als Gemüsekeimlinge gesehen hätten, erwies sich als gekeimtes Getreide. Dieses durfte ich dann alles wieder herauszupfen. Also, wer mit Stroh mulchen will, der bekommt zwar einen recht guten, feuchtehaltenden Boden, aber auch Schnecken und gekeimtes Getreide.

Im Frühjahr 2014 wollten wir an die 100 Pflanzenarten vorziehen. Diese stellte ich in ein Frühbeet und eine Dauerbrenn-Kerze als Frostschutz mit dazu. Das ging die ersten vier Tage sehr gut, bis sich plötzlich die ganze Kerze entzündete und das Frühbeet mit abbrannte. So hatte ich nun alle Elemente durch: ertränken, vertrocknen, erfrieren und verbrennen. Das Leben ist einfach nur schön.

Fazit der bisherigen Zeit

Ich betreue hier zwei Pflegefälle im Haus und bewirtschafte den Garten meist allein unter der Woche, was einfach zu viel ist. Mein Tipp an alle, die so etwas machen wollen: Lest erstmal ein paar Bücher. Ohne fundamentale Grundkenntnisse oder einen Berater, der einen langsam einweist, hat man mehr Frust als nötig ist. Die Arbeit im und mit dem Garten soll einen doch erfüllen, und das tut sie meist auch, wenn man mit Mutter Erde und den Pflanzen umgeht. Doch einige der gemachten Erfahrungen möchte ich anderen durch diese Zeilen gern ersparen. Wir veranstalten hier ab und zu auch kleine Seminare zu unterschiedlichen Themenfeldern, zu denen Interessierte eingeladen sind vorbeizuschauen. In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern viel Erfolg beim eigenen Gärtnern und Genießen der Ernte.
 

Anmerkungen von Jonas Gampe:
Der Garten von Fatima und Christof ist ein sehr eindrucksvolles Beispiel dafür, dass eine Reihung typischer Permakultur-Elemente noch nicht zu einem ausgewogenen Permakultur-Garten führt. Ihre Perma-Sonne ist ein intensiver Nutzgarten aus Hügelbeeten. Der kann hohe Erträge bringen, macht aber auch sehr viel Arbeit. Bei der Planung wurden die eigenen zeitlichen Ressourcen und die Konzeption als Ökosystem etwas zu wenig berücksichtigt. So hätte beispielsweise jedes zweite Hügelbeet durch eine Reihe mehrjähriger, pflegeleichter Gehölze wie Beerenobst oder niedrige essbare Wild-Sträucher ersetzt werden können. Auch ein kleiner Teich mit Molchen und ein Igel-Biotop könnten in Zukunft den vielen Schnecken ein paar natürliche Feinde gegenüberstellen. Trotz der unangenehmen Erfahrungen haben die beiden in den letzten Jahren viel dazugelernt und auch sehr schöne Momente in ihrem Garten erlebt. Durch ein paar kleine Anpassungen lassen sich die schönen Momente in Zukunft sicherlich vermehren. Sehr bewundernswert sind die Ausdauer und Experimentierfreude der beiden sowie ihre gesunde Portion Gelassenheit. Besonders interessant an Christofs Erzählung finde ich, dass die ursprüngliche intuitive Idee des Wild- und Heilkräutergartens nun wieder zum Vorschein kommt, nachdem sie in den letzten Jahren durch äußere Einflüsse zunächst ein etwas anderes Konzept verfolgt hatten.

 


Dieser Beitrag ist aus dem Buch »Permakultur im Hausgarten« und wurde uns freundlicherweise vom Ökobuch Verlag zur Verfügung gestellt.

Jonas Gampe: Permakultur im Hausgarten – Handbuch zur Planung und Gestaltung, Ökobuch, 2016, 144 Seiten

 

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