Natürlich dicht

Grundsätzliches zum Bau eines Teiches ohne Folie


von Beat Rölli

In meiner Permakulturarbeit ziehe ich es vor, Naturteiche ohne Folie zu bauen. Leider ist das nicht einfach, denn das Wasser findet jede undichte Stelle. Erfolgreich abdichten mit dem Material vor Ort ist bei uns in der Schweiz meist möglich. Im Folgenden beschreibe ich, worauf ich achte.

Ohne Folie – das spricht dafür

Der Teichbau ohne Folie ist meist wesentlich günstiger als ein Teichbau mit Folie. Dies gilt für den Bau, den Unterhalt als auch für den Rückbau. Der Bau der Innenarchitektur und die Bepflanzung sind bei einem Teich ohne Folie viel einfacher. Wenn ich in der Tiefe abdichte und das durch die deckende Steinschicht markiere, kann ich später den Teich sanieren, das heißt den Schlamm ausbaggern, ohne Gefahr zu laufen, dass er undicht wird. Bei Teichen mit Folie geschieht oft, dass sie beim Ausbaggern leck werden. Wenn ich ohne Folie abdichte, dann baue ich keine giftigen Stoffe in den Boden ein. Sollten ich oder kommende Generationen wünschen, den Teich verlanden zu lassen, muss niemand eine Folie ausbauen und entsorgen. Wir hinterlassen keinen Müll für kommende Generationen, selbst wenn der Teich vergessen geht.

Ein Teich ohne Folie ist mit dem umgebenden Erdreich verbunden. Ein Teich mit Folie ist vom umgebenden Erdreich getrennt. Bei Trockenheit können Pflanzen direkt ausserhalb der Folie vertrocknen.

Wichtige Planungsphase

Bevor ich einen Naturteich ohne Folie baue, kläre ich Vieles ab. Ich bestimme den Bodentyp und schaue auf Bodenkarten nach. Manchmal mache ich Sonderschlitze im Bereich des zukünftigen Teiches, damit ich die Bodenqualität im Detail analysieren kann. Wenn ich Teiche mit dem Bodenmaterial, das vor Ort vorhanden ist, bauen kann, ist das ökologisch und es fallen weniger oder keine Kosten für den Abtransport vom Aushubmaterial und den Kauf von Lehm an.

Ich versuche den geologischen Aufbau des Untergrundes zu verstehen. In der Schweiz sind das oft folgende Begebenheiten:

  • Moräne, die ein Gletscher hinterlassen hat? Kiesig, durchlässig, locker!
  • Urgestein wie Granit, Gneis in den Alpen? Sehr hart und undurchlässig!
  • Kalkgestein (im Jura, Voralpen, hart und durchlässig)
  • Molasse (Sandstein), Nagelfluh (Napfgebiet, Gürtel vor den Alpen) bildet meist guten Ton.

Ich schätze die Exposition des Geländes und Tiefgründigkeit der Bodenschicht ein:

  • Bin ich in einem Zehrgebiet eines Gletschers am Hang mit Erosion?
  • Befinde ich mich oberhalb oder unterhalb des Keypoints oder im Deltabereich?
  • Ist der Untergrund ein Verlandungsgebiet oder ein Hochmoor und so weiter?

Ich schätze die Rutschgefahr ein.

  • Dazu konsultiere ich geologische Gefahrenkarten, beobachte, ob ich Rutschungen oder Absenkungen in der Landschaft erkennen kann und frage Altansässige, welche Rutschungen sie beobachtet haben.

Auch geklärt werden muss, ob es Telefon-, Wasser-, Stromleitungen im Bereich, wo wir baggern wollen, gibt.

  • Dazu befrage ich die Besitzer und die Gemeinde und konsultiere wenn vorhanden Geoportale.
  • Ohne die entsprechenden Pläne beginne ich nicht mit einer Planung.
  • Ich schätze die Gefahr ein, welche der Teichbau und der geplante Teich darstellen könnten.

Achtung beim Bauen

Als Teichbauer bin ich während dem gesamten Aushub vor Ort dabei, damit ich die Bodenqualität der verschiedenen Schichten beurteilen kann. Ich lasse die Erde nach verschiedenen Eigenschaften vom Baggerfahrer in mehrere Haufen aufschichten. Je nach Situation baue ich später verschiedene Bodenqualitäten in verschiedene Bereiche des Teiches ein.

Ich versuche, den Teich möglichst tief zu bauen, zwei Meter oder mehr. Das ist ökologisch vorteilhaft, weil dadurch kältere Wasserzonen in Hitzeperioden in der Tiefe erhalten bleiben, was für viele Wassertiere gut ist. Zudem bleiben Wasserflächen ab circa 150 Zentimeter Wassertiefe pflanzenfrei, wenn keine Wasserlinsen eingebracht werden. Die Neigung des Erddamms im Wasser ist 1:3, wenn wir nur mit Erde bauen. Mit Steinen und Holzverbauungen können wir es auch etwas steiler machen. Je nach Verbauungsart 1:2 oder sogar noch steiler.

Teiche versuche ich so groß wie möglich zu bauen, denn jeder Teich verlandet und wird dadurch kleiner. Ein kleiner, flacher Teich verlandet in wenigen Jahren vollständig. Er muss bald wieder ausgebaggert werden. Die Tiefzonen eines grossen Teiches bleiben über viele Jahre erhalten. Je kleiner die Wassermenge und je flacher der Teich ist, desto schneller erwärmt sich das Wasser und der Sauerstoffgehalt sinkt. Daher gilt: Baue den Teich so gross, wie es an einem gegebenen Ort möglich und sinnvoll ist.

Es ist entscheidend den Teich dann zu bauen, wenn der Unterboden feucht, aber nicht nass ist. Das ist bei uns in trockenen Perioden der Fall.

So wird er dicht

Es ist mein Ziel, dass der Teich in der Tiefe, das heißt ab 50 Zentimeter oder tiefer unter der Oberfläche, dicht ist. In 50 Zentimeter Tiefe ist die Gefahr, dass Risse, Pflanzenwurzeln oder Tiere den Teich undicht machen, klein. Ist die abdichtende Schicht nahe an der Oberfläche, besteht eine grosse Gefahr, dass die entsprechende Schicht früher oder später undicht wird.

Ton respektive Lehm sind die richtigen Materialien, um abzudichten. Dabei ist zu beachten, dass Teiche, die nur mit einer Lehm- oder Tonschicht an der Oberfläche abgedichtet sind, mit der Zeit oft undicht werden, denn die Lehmschicht wird weich oder löst sich im Wasser teilweise auf. Wenn ich eine abdichtende Lehm- oder Tonschicht einbaue, dann beschwere ich diese Schicht mit steinigem Material oder grossen Steinen, damit die Lehmschicht zusammengedrückt wird und dicht bleibt.

In der Praxis dichte ich oft mit Material von Seitenmoränen ab. Diese enthalten neben Ton, auch Schluff, Sand und Steine. Das stört nicht solange der Tongehalt 15 Prozent oder mehr beträgt.

Ich hebe die gesamte Teichgrube mindestens 50 Zentimeter tiefer aus als das geplante Teichbodenniveau. Dann bringe ich horizontal eine 20 Zentimeter hohe geeignete Erdschicht – leicht nach innen geneigt – ein, die ich anschliessend mit einer Rüttelwalze verdichte. Danach bringe ich die nächste 20 Zentimeter dicke Erdschicht ein. Diese wird ebenfalls verdichtet. Das mache ich so lange, bis der gesamte Teichboden und Teichrand verdichtet sind. Diese Methode funktioniert bei mir mit dem Seitenmoränenmaterial sehr gut. Ich kann dir keine Garantie geben, dass diese Methode bei dir auch funktioniert.

Unmittelbar nach dem Abdichten, fülle ich den Teich möglichst schnell mit Wasser und messe, wie schnell der Wasserpegel in den kommenden Tagen und Wochen absinkt. So kann ich abschätzen, wie dicht der Teich ist, respektive auf welchem Niveau der Teich weniger dicht oder undicht ist. Allerdings muss ich bei der Bewertung der Sinkgeschwindigkeit die Temperatur, Winde, Bewölkung, Regen berücksichtigen. Während dieser Zeit bin ich auf die Ergebnisse gespannt, denn dieser Test zeigt schonungslos, ob das Abdichten gut, mässig oder nicht geklappt hat und ich weiss, dass im Falle eines Lecks nochmals viel Arbeit bevorsteht.

Weitere Methoden zum Abdichten

Es gibt andere Methoden zum Abdichten. Es scheint sogar, dass man Teiche in fast jedem Bodentyp mit Naturmaterialien vernünftig gut abdichten kann. Die Frage ist nur, wie gross der Aufwand ist und wie dicht der Teich wird.

Ein Kollege von mir hat seinen Teich in sandigem Boden mit Gras abgedichtet, das er als dicke Schicht in die Teichgrube einbrachte und unter einer Plastikfolie circa zwei Wochen vorrotten ließ. Dadurch ist viel feines Material entstanden, das sich zwischen den Sandkörnern abgelagert hat. Der Teich ist nun dauernd gefüllt, allerdings hat er konstanten Zulauf von Wasser. Ebenso hat ein Teichbauer aus der Slowakei mir erklärt, wie er mit Gras Teiche erfolgreich abdichtet.

Ich war auch dabei, als Sepp Holzer mit seiner Rütteltechnik einen Teich abgedichtet hat. Auch diese Methode scheint in vielen Situationen erfolgreich zu sein.

Welche Methode zum Abdichten des Teiches ich wähle, hängt von der Grösse des Teiches, dem Bodenmaterial, dem Wasserzufluss sowie der zur Verfügung stehenden Maschinen, den Ansprüchen und Finanzen der Auftraggeber ab.

Ich habe viele Naturteiche gesehen, welche Permakulturisten ohne Folie abgedichtet haben und die nicht dicht waren. Das zeigt, dass das Abdichten der Teiche nicht selbstverständlich gelingt. Mein Tipp: „Hirnkasterl anschalten“ wie Sepp Holzer sagt. Denke dich gut in die Thematik und die gegebene Situation ein. Und ziehe jemanden bei, der erfolgreich mehrere Teiche ohne Folie abgedichtet hat und der dich bei der geologischen Beurteilung des Geländes, der Bodenanalyse und der Wahl der Abdichtungsmethode sowie den einzelnen Arbeitsschritten unterstützen kann.


Bereits erschienen im Permakultur Magazin, Ausgabe 2019 für Vereinsmitglieder. Hier kannst du Mitglied werden und dem Permakultur Institut e.V. beitreten.

Beat Rölli ist Permakultur Designer und -Lehrer mit eigenem Hofgrundstück in den schweizer Bergen. Er freut sich über Austausch zum Teichbau und Rückmeldungen zum Artikel b.roelli@permakultur-beratung.ch

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