Holzer‘sche Permakultur: Teichbau

(Bericht vom Holzer-Lehrgang Teil 2)

René Franz berichtet uns in dieser Artikelserie über seine Erfahrungen mit dem Lehrgang zum/ zur Holzer Permakultur Praktiker*in und teilt sein neu erlerntes Wissen mit uns.


Copyright Bild: René Franz

Durch eine Förderung des Permakultur Institut e. V. über das Förderprogramm ERASMUS+ der Europäischen Union, habe ich das Glück an einem einjährigen Lehrgang zum Holzer-Praktiker teilnehmen zu dürfen. Um weitere Permakultur-Interessierte in und um das Permakultur Insitut daran teilhaben zu lassen, möchte ich in einer Artikelserie über die Seminare berichten und das eine oder andere Häppchen Wissen an euch weitergeben.

In diesem Bericht über den Lehrgang zum Holzer Permakultur Praktiker möchte ich von zwei Seminaren berichten, bei denen eine Teichlandschaft, bestehend aus drei Teichen gebaut wurde.

Das erste der beiden Seminare fand Ende Februar 2023 statt, im tiefsten Winter. Sehr praktisch für mich war, dass ich von Darmstadt aus ohne Umsteigen mit dem Zug nach Linz fahren konnte und zwar mit einem österreichischen Railjet-Express. Sehr angenehm auch, weil ich während der Zugfahrt in Ruhe an meinen Projektdokumentationen arbeiten konnte und keinen Stress mit Mietwagen hatte.

In Linz fuhr ich mit der Straßenbahn zur nächsten Haltestelle und lief etwa 30 Minuten zum Hof Beerenberg. Die Strecke verläuft größtenteils durch den Wald, Teile davon aber direkt auf der Straße, wo ich aufgrund der Autofahrer und schlecht einsehbaren Kurven tierisch aufpassen musste. An den folgenden Tagen habe ich mich von anderen Seminarteilnehmenden mit nach oben nehmen lassen.

Oben angekommen, trafen wir uns zunächst mit Josef Holzer sowie einem neuen Gesicht, Roland, einem Förster vom Team Holzer Permaculture Solutions. Des Weiteren lernten wir Jakob kennen, dessen Vater den Bauernhof Beerenberg vor acht Jahren gekauft und nun an ihn weitergegeben hat. Der Beerenberg hat insgesamt 22 Hektar Größe, davon sind vier Hektar Walnuss- und fünf Hektar Heidelbeerplantagen. Er liegt in Hanglage teilweise mit Steillagen und ist in Richtung Süden ausgerichtet. Der Name „Beerenberg“ kommt von den Heidelbeeren, die in dieser Vielfalt in der EU einzigartig ist.

Es gibt verschiedene Walnusssorten innerhalb der Reihen der Plantage. Die Walnussplantagen sind bereits in der Ertragsphase. Zusätzlich gibt es verschiedene Tiere, 2023 waren das vor allem Schafe, Hühner und Gänse sowie Enten. Auf dem Hof gibt es einen Hofladen und ein Hofcafé, wo regelmäßig Veranstaltungen stattfinden.

Als konkrete Herausforderung nannte Jakob die Wasserführung auf dem Hof, denn das Wasser versickert nicht in der Fläche, sondern fließt die Hänge hinunter in einen bestehenden Bewässerungsteich, der in der regenreichen Jahreszeit überläuft und die Heidelbeerflächen teilweise überschwemmt. Ein Bach mündet zudem in den Teich. Die Überschwemmung führt zu sichtbarer Erosion auf den Wegen und bedroht zum Teil eine der Scheunen, auf die das Wasser bei starkem Regen zuläuft.

Eine Aufgabe für Oliver, den Chefgeologen des Holzer-Teams, der kurz nach der Vorstellung von Jakob und dem Hof zur Gruppe hinzustieß. Zunächst machten wir einen kurzen Rundgang und gingen anschließend an die Arbeit: Einige der angelegten Terrassen sollten mit dem Nivelliergerät ausgemessen werden, um die Böschungswinkel zu erfassen. Nach einer kurzen Einführung mit den Nivelliergeräten teilten wir uns in Gruppen auf, um mit den Nivelliergeräten die Höhenunterschiede und Böschungswinkel der Terrassen aufzuzeichnen. Auf den Terrassen soll Gemüse angebaut werden, weshalb hier eine spätere Planung interessant werden könnte.

Zurück zu den Teichen: Zusammen mit Oliver machten wir bei Regen eine genauere Begehung des Grundstücks und schauten uns die Wasserflüsse auf dem Grundstück an. Zusammen mit einer Schummerungskarte (mit dieser sieht man die Höhenlinien auf der Fläche) zeichneten wir die wahrscheinliche Fließrichtung des Regenwassers ein. Zum Schluss überlegten wir uns in einer Gruppenarbeit, wie das Wasser durch Ableitungen an den Wegen sinnvoll in die Fläche geleitet werden kann und wo das Wasser sinnvoll versickern kann.

Gegen Ende des ersten Seminars stand fest: Wir kommen wieder und erleben die Umsetzung des Wasserkonzepts, dass Josef, Oliver & Co. bis dahin ausgearbeitet haben werden.

Knapp einen Monat später war es soweit: Es ging per Direktzug wieder nach Linz und rauf zum Beerenberg. Was sich uns dort bot, war eine Baustelle: Oliver unten mit mehreren Baggern und Baggerfahrern auf der Baustelle, Josef leider wegen eines Unfalls erkrankt – das Seminar fand dank des Teams von Holzer Permaculture trotzdem statt. Beim ersten Rundgang erklärte Oliver die Grundzüge der Teichsanierung und -erweiterung.

Der Wasserstand des bestehenden Teichs wird verringert, um an den Böschungen arbeiten zu können. Auf zwei weiteren Ebenen unter dem ersten Teich werden neue Teiche gebaut, um mehr Volumen für größere Regenmengen zu haben. Der erste, bestehende Teich, wird mit dem zweiten Teich direkt verknüpft. Der zweite Teich bekommt eine Notüberlaufmulde zum dritten Teich, der als Feuchtbiotop dient, wenn der zweite Teich nicht über die Bewässerung der Heidelbeeren entleert wird.

Da vor Ort kein Lehm vorhanden war, musste zur Abdichtung des Teichs Lehm aus einer nahegelegenen Grube herangeschafft werden, und zwar viel: Insgesamt 150 Kubikmeter wurden benötigt, um die Teiche und Dämme zu verdichten.

Wir selbst konnten nicht bei der Arbeit mithelfen, sondern haben während des Wochenendes Einblicke in die Teichsanierung bekommen. Zwischendrin beschäftigten wir uns mit dem Thema Obstbaumschnitt, was ich persönlich super fand, da ich so einen ersten Zugang zum Schnitt von jungen Obstbäumen bekam.

Am vorletzten Tag des Seminarwochenendes war es mit dem Teichbau soweit: Wir durften die Rüttelwalze selbst bedienen, mit denen die letzte Lehmschicht des neuen Teichs verdichtet wurde. Danach wurde die Furt des ersten Teichs zum zweiten Teich geöffnet und wir konnten zuschauen, wie das Wasser die Teichlandschaft befüllte. Eine tolle Erfahrung zu sehen, wie schnell eine Teichlandschaft gebaut werden kann! Glücklicherweise blieb noch ein Seminartag um zu sehen, wie der letzte Teich im vollen Zustand aussah.

Für mich waren diese zwei aufeinander aufbauenden Seminare wertvoll, da sie voller Theorie aber auch Praxis waren und tatsächlich viel passiert ist, wo man direkt zuschauen konnte. Vor allem die Arbeit am Wasserkonzept des Hofs und die Beobachtung der Wasserverteilung in Verbindung mit der tatsächlichen Umsetzung eines Wasserkonzepts am Hof haben mich beeindruckt. Ein großes Dankeschön geht an Jakob, der uns so herzlich empfangen hat und besonders an Josef, der trotz Aufenthalt im Krankenhaus dafür gesorgt hat, dass wir dieses Seminar miterleben durften. Glücklicherweise ist er mittlerweile wieder auf den Beinen und konnte uns einiges mehr zeigen. Im nächsten Blogbeitrag über den Lehrgang geht es um eine Quellfassung auf einem Hof in Oberösterreich.


Das Permakultur Institut e. V. und die Permakultur Akademie haben sich erfolgreich akkrediert für die EU-Fördermittel Erasmus+ für den Zeitraum von 2021-2027 im Bereich Erwachsenenbildung – Mobilität. Dadurch erhalten wir Erasmus+ Gelder für die Fortbildung unseres Bildungs- und sonstiges Personals, das ehrenamtlich, auf Honorarbasis oder angestellt arbeitet. Themenschwerpunkte sind die Organisationsentwicklung, Nachwuchslehrkräfte, Digitales Lernen und die Stärkung der Berufsbezeichnung Permakultur-Gestalter*in.

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