Farn und Wasser danken

Der erste Jahrgang des "Living Future Activist Training" verband Permakultur und Begegnungen mit dem Mehr-als-Menschlichen.


von Helu Gann

Vom vergangenen Herbst bis zum Sommer 2022 habe ich mit 20 weiteren Teilnehmenden einen Permakultur Design Kurs in einem besonderen Format besucht: Beim Living Future Activist Training verweben sich Permakulturinhalte mit Naturverbindung, Tiefenökologie und Wildniswissen, darunter Visionssuche, Trauerarbeit und Fährtenlesen. Angeboten wird der Kurs von den Permakulturlehrenden Robert Strauch und Nesrin Caglak sowie der Wildnispädagogin und Prozessbegleiterin Isabel Knauf. Den Grundstein bildet der 72-stündige Permakultur Design Kurs. Er gilt nach fast 40 Jahren noch immer als die Basis im Permakulturdesign und wird weltweit angeboten; die Inhalte orientieren sich am Designer's Manual des Begründers Bill Mollison.

In vier jeweils einwöchigen Blöcken erlebte ich eine Gemeinschaft auf Zeit. Zu Beginn fanden wir in der großen Kursgruppe kleinere Clans von vier bis fünf Menschen – eine Bezugsgruppe, in die wir uns immer wieder zurückziehen konnten. Mich hat beeindruckt, wie aufmerksames Zuhören, etwa bei abendlichen Redestabrunden, zur Vertrauensbildung beitragen kann. Wir haben uns von kreativem Protest und aktivistischem Gärtnern erzählt und wie wir bei Mahnwachen oder Besetzungen gut bei Kräften bleiben können.

Beim gemeinsamen Singen bemerkte ich, dass unabhängig von individuellen Begabungen ein kraftvolles Wir-Gefühl entsteht. An einem Abend wiederholten wir fast eine Stunde lang ein Mantra und hielten damit einen Raum für Vergebung – das Singen war der Rahmen, und alle haben diesen mitgetragen. Dieser Klang begleitete mich noch lange nach den Kurswochen. Auch das Erleben aller einzelnen war von Bedeutung: Zu Beginn des Kurses suchten sich alle einen Sitzplatz in der Umgebung – einen Platz, den wir später immer wieder aufsuchten, um dort Wahrnehmungsübungen zu machen und nach innen zu schauen, aber auch, um "zeitlose" Zeit zu verbringen.

Drei Kurswochen fanden auf dem Werkhofgarten in Kleinkrausnik in der brandenburgischen Niederlausitz statt. Dort schichteten wir einen Lasagne-Kompost auf und pflegten Baumscheiben. Die Frühjahrswoche haben wir auf dem Gelände der Wildnisschule Hoher Fläming verbracht. Im sogenannten Farnwäldchen, einem Wald voller Farne, erlebten wir uns an einem malerischen Ort ohne Strom und fließend Wasser. Jede Gruppe war jeweils an wechselnden Alltagsaufgaben beteiligt: Feuermachen für warmes Wasser, Wasserholen oder das Kompostklo putzen. In den Lernzeiten haben wir Design-Übungen gemacht, Skizzen für reale und fiktive Gelände angefertigt und uns dabei mit Problemen wie Erosion durch Starkregen auseinandergesetzt.

Mit Hilfe des A-Rahmens – ein einfach selbst herzustellendes Werkzeug zur Übertragung von Höhenlinien ins Gelände – sowie einer Schlauchwaage legten wir einen Lagerfeuerplatz auf unebenem Gelände an. In zwei großen Traumkreisen haben wir uns als Teil eines Dragon Dreamings in die Zukunft geträumt. Ich finde es hilfreich, eine möglichst konkrete Vision dessen zu entwerfen, was bis zu einem genau festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft geschehen sein wird – also einen imaginären Rückblick aus der Zukunft. Darin kamen vor allem eigene Projekte zur Sprache, aber auch, wie wir die Kursinhalte umsetzen wollen und welche Projekte wir gemeinsam angehen wollen. Ich nehme die Planung eines Wasserkonzepts für das Gelände, auf dem ich wohne, und auch den allmorgendlichen Wasserdank als Einstieg in den Tag mit nach Hause. Auch dieser Artikel ist Teil meines Traumkreises gewesen. Jede der vier Wochen haben wir mit einem Fest mit Tanz, Würdigung und Dank abgeschlossen.

Eine Übersicht der angebotenen Kurse, Einführungs- und 72-Stunden-Kurse, findest du in unserem Kurskalender. Ein 72-Stunden-Kurs (Permakultur-Design-Kurs) ist Voraussetzung deiner Teilnahme an der Weiterbildung Permakultur Design.

Der Werkhofgarten Kleinkrausnik ist ein Praxisort für Permakultur.

Bereits erschienen in Oya – enkeltauglich leben.

 

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