Das Moorbeet – Vitaminreiche Beeren produzieren

Ein Moorbiotop ist ein artenreicher, faszinierender Lebensraum, in dem sich noch dazu gesunde, schmackhafte Beeren ernten lassen.


Heidelbeeren am Strauch

Kulturheidelbeersträucher werden deutlich größer als die heimische Wildform

Ein Moorbeet im Garten

Neu gestaltetes kleines Moorbeet mit Heidelbeeren, Preiselbeeren und Cranberrys

von Kurt Forster

Der Prozess des Sterbens und Neuentstehens kann bei verlandenden Weihern und sich neu bildenden Mooren sehr eindrucksvoll erlebt werden. Da in jedem Garten Altholz und Häckselmaterial anfällt, ist es ökologisch sinnvoll, diesen natürlichen Recyclingprozess im eigenen Garten nachzubilden, zumal so gleichzeitig anfallendes Schnittholz am Ort der Entstehung verwertet werden kann. Ein Moorbiotop ist ein artenreicher, faszinierender Lebensraum, in dem sich noch dazu gesunde, schmackhafte Beeren ernten lassen. Deshalb ist es sehr sinnvoll, ein solches Feuchtgebiet im Garten einzurichten. Das Moorbeet lässt sich gut mit einem angrenzenden, verlandenden Teich verbinden. Rasch wachsende Seggen nehmen Nährstoffe aus dem Teichwasser auf und tragen zu dessen Verlandung bei. Geschreddert sind die Seggen ein sehr gutes Material für den Aufbau eines Moorbeetes.

Im Südosten unseres Grundstücks hatte ich unüberlegterweise eine kleine Tanne gepflanzt: Sie gedieh herrlich und wuchs jedes Jahr um fast einen Meter. Leider warf sie mit den Jahren einen immer größeren Schatten und entzog den Gemüsepflanzen Nährstoffe. Normalerweise lässt man einen solchen Baum durch Gärtner fällen und abtransportieren. Letzteres kam für mich aber nicht in Frage, da ich das anfallende Holz als Ressource nutzen wollte. Also fällte ich den Baum im Herbst und grenzte mit den Stammteilen ein Rechteck von etwa 1,5 Meter auf 1 Meter ab. Den Boden füllte ich mit den Tannenästen und viel Häckselmaterial. Vor dem Winteranfang gab ich noch Walderde dazu, um den Boden mit Mykorrhiza (bodenaufbauenden Pilzen) zu impfen. Im folgenden Frühling bepflanzte ich das entstandene Moorbeet mit Gartenheidelbeeren, Preiselbeeren und Cranberries. Dieses Moorbeet und die schmackhaften Heidelbeeren haben mich so begeistert, dass ich mich entschloss, ein noch größeres Heidelbeerbeet anzulegen, um uns den ganzen Sommer über mit den herrlichen blauen Beeren zu versorgen.

Am besten wird das Moorbeet im Spätherbst vorbereitet, wenn viel Schnittmaterial anfällt und Stammteile zur Beeteinfassung vorhanden sind. Für mein zweites Moorbeet trug ich oben am Hang eine Schicht von circa 30 Zentimeter Tiefe, 1,2 Meter Breite und 6 Meter Länge ab. Als Schutz vor Kalkeinschwemmungen belegte ich die flache Grube mit einer widerstandsfähigen Folie und fasste sie hangseitig mit Baumstammabschnitten ein. Den Boden bedeckte ich teilweise mit Holzresten und füllte ihn mit unterschiedlichem Häckselmaterial auf. Dann impfte ich das Moorbeet mit saurer Walderde, um den Boden mit Mykorrhiza zu versehen. Über den Winter ließ ich den Boden heranreifen, sich setzen und bepflanzte ihn im Frühling.

Das kleinere Moorbeet habe ich mit vier Heidelbeerstöcken, das größere mit zehn Stöcken besetzt. So können wir von Juli bis Ende Oktober jeden Tag zwei Handvoll leckere Heidelbeeren ernten. Um den Moorboden nicht unbedeckt zu lassen, pflanzte ich kriechende Cranberries unter die Heidelbeerstöcke. Die amerikanischen Cranberries stammen aus der gleichen Gattung wie die wildwachsenden Preiselbeeren und haben einen hohen Gehalt an Tannin und Antioxidantien. Damit sind sie auch für die Gesundheit sehr wertvoll, sie schützen vor allem vor Blasenentzündungen und es heißt, dass sie auch die Entwicklung von Tumoren hemmen. Die kirschgroßen Beeren sind roh nicht genießbar. Wir stellen daraus eine herrliche, herbsüße Konfitüre her oder dörren sie.

Bepflanzung - Anzucht

Moorbeetpflanzen wie Heidelbeeren kosten rund 20 Euro pro Pflanze. Stehen Heidelbeerpflanzen zur Verfügung, so lassen sich aus Stecklingen auch eigene Pflanzen anziehen. Dazu stecke ich im März etwa 20 Zentimeter lange, einjährige Ästchen in Töpfe, die mit gut durchnässten Torfersatzprodukten gefüllt sind. Die Ästchen wurzeln bald und können im Mai verpflanzt werden. Als Anzuchtgefäße verwende ich die untere Hälfte von PET-Flaschen (Recycling). Bei Stecklingen aus gezogenen Heidelbeerpflanzen dauert es rund vier Jahre, bis sie Beeren tragen. Wichtig ist, sich unterschiedliche Sorten zu beschaffen. Einerseits bringt die Querbestäubung höhere Erträge und andererseits reifen die Sorten zu verschiedenen Zeiten, das heißt man kann während rund fünf Monaten im Jahr herrliche Beeren ernten.

  • Empfohlene Sorten sind Bluecrop, Reka, Brigitta blue, Goldtraube, Patriot, North country. Ich selber habe gute Erfahrungen mit Bluecrop, Goldtraube und Patriot gemacht.
     
  • Als Unterpflanzung sind die kriechenden Cranberrys (Early black, Red star) sehr gut geeignet und als Ergänzung lassen sich noch Preiselbeeren dazu setzen.
     
  • Teilweise habe ich meine Moorbeete mit Buchen- oder Birkenstämmen eingefasst, die ich mit Pilzbrut geimpft habe. Dies hat sich als ertragreicher Standort erwiesen, da die horizontale Lage der Baumstammabschnitte auf zwei Seiten für Feuchtigkeit sorgt. Den größten Erfolg hatte ich mit Shii Take-Pilzen.
     
  • Wer nach den Erkenntnissen der Permakultur handeln möchte, nimmt die Natur als Vorbild und versucht, deren Muster zu übernehmen und möglichst keinen Abfall zu produzieren. In diesem Sinne war und ist die Verwertung von Schnittholz am Entstehungsort geschickt und kraftsparend.

Natürliche Moore

Schwammartige, moorige Böden vermögen viel Wasser zu speichern und sind als Biotop-Übergangszonen besonders arten- und ertragsreich. Moore bilden sich aus verlandenden Weihern und Seen. Sie entstehen dort, wo genügend Niederschlag fällt und sich das Wasser in Niederungen mit wasserundurchlässigem Untergrund sammelt. Im Laufe größerer Zeiträume wachsen vom Rand her Seggen, Wollgräser, Igelkolben, Sumpfschachtelhalm, Wasserschwertlilien, Teichbinsen, Fieberklee und Schwinggräser immer weiter in das Wasser hinaus. Die freie Wasserfläche geht mehr und mehr zurück und verschwindet schließlich völlig. Abgestorbene Pflanzen zersetzen sich im nassen Boden nur unvollständig. Der Ab- und Umbau erfolgt unter Luftabschluss durch spezielle Bakterien. So entsteht langsam ein typischer Moorboden, aus dem verlandeten Weiher
ein Flachmoor. Langsam wächst ein dichter Filz aus Torfmoosen über den verlandenden Sumpf. Dieser Filz gedeiht im Zentrum des Moores am besten und schiebt dort die lebende Vegetationsschicht, wie ein Uhrglas gewölbt, immer weiter in die Höhe. So entsteht nach und nach ein Hochmoor.

Früher waren Moore und Kleingewässer in Mitteleuropa sehr häufig. Leider sind in den letzten 200 Jahren etwa 90 Prozent der Feuchtgebiete durch Trockenlegung, Straßenbau, Torfabbau, Uferbegradigungen, Wohn- und Industrieüberbauungen verloren gegangen. Torfböden sind locker, salz- und nährstoffarm und haben sich auf den ständigen Wechsel von nass zu trocken eingestellt. Moorböden enthalten eine Fülle von Wirkstoffen, Huminsäuren, Östrogenen, Wachsen, Ölen, Fetten, Pektinen, Harzen bis hin zu entzündungshemmenden, antibiotisch wirkenden Stoffen. Bei Moorbadkuren wirken diese Stoffe heilend gegen Rheumatismus und gewisse Hautkrankheiten.

Fruchtbare saure Böden

Übergangszonen vom Wasser zum Land, also Uferzonen, sind besonder fruchtbar, da hier zwei Elemente aufeinandertreffen. Moorbiotope bieten Lebensraum für schmackhafte, vitaminreiche Heidekrautgewächse (Ericaceae). Dazu gehören die Gattungen der (Kultur-)Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus, Vaccinium corymbosum), der Preiselbeeren (Vaccinium vitis-idaea), der Moosbeeren (Vaccinium oxycoccus) und der Cranberrys (Vaccinium macrocarpon). Außerdem gedeihen auf Moorboden viele weitere Pflanzen wie die Glockenheide, die Besenheide und Ziersträucher wie Rhododendron oder der Erdbeerbaum. Es gibt über 70 Kulturheidelbeer-Sorten. Teilweise kreuzten die sich wieder mit Wildpflanzen und verwilderten. All diese Pflanzen benötigen saure Böden mit pH-Wert zwischen 4 und 5. Heidelbeeren sind sehr aromatisch und reich an Vitamin A, B, und C. Sie verbessern unsere Nachtsichtigkeit. Außerdem enthalten sie größere Mengen an Biophenolen, die vorbeugend vor Krebs, Herzerkrankungen und Gehirnzellenalterung schützen sollen.

An der tiefsten Stelle im Garten oder am Sitzplatz?

Wo im Garten findet das geplante Moorbiotop am besten seinen Platz? Zuvorderst bieten sich kleine Senken an, also Stellen, an denen sich Wasser auf natürliche Weise sammelt. Sehr schön ist das artenreiche, zartfarbene Moorbeet aber auch als kleine Attraktion nahe am Sitzplatz im Garten. Unabhängig davon, für welche Lage man sich entscheidet, das Moorbeet muss mit einer Teichfolievollflächig gegen das Erdreich abgedichtet werden, damit das Wasser nicht versickern kann und kein Kalkwassereintrag erfolgt. Längerfristig führt ein Eintrag von kalkhaltigem Wasser zu einem immer schlechteren Gesundheitszustand der Heidelbeerpflanzen; im Extremfall sogar zum Absterben der Pflanzen.

Aufbau saurer Moorböden

Da in weiten Teilen Deutschlands und im Schweizer Mitteland, im Jura und in den Voralpen die Böden sehr kalkhaltig sind und einen pH-Wert von 7 oder mehr haben, ist es notwendig, für alle Moorbeetpflanzen den ihnen entsprechenden Boden aufzubereiten. Um die bestehenden Moore vor Raubbau zu schützen, sollte bei der Anlage eines neuen Moorbeetes auf die Verwendung von Torf verzichtet werden. Ein sehr gutes Kultursubstrat lässt sich aus unterschiedlichen Häckselmaterialien (Ried- und Schilfhäcksel), Holzschnitt, Hobelspänen, Laubkompost, Tannenästen, Rindenstücke und Walderde erzeugen. Die Böden sollten locker und luftig sein, da die Wurzeln in enger Gemeinschaft mit Mykorrhiza (Bodenpilzen) leben, die auf den kargen Böden bei der Nährstoffbeschaffung behilflich sind. In humusarmen, festen Böden ersticken die Heidelbeeren. Sie ertragen keine Staunässe. Trotzdem sollten die Böden immer feucht sein. Jede Zufuhr von kalkhaltigen Steinmehlen oder Asche muss vermieden werden und das Substrat darf nicht mit kalkhaltigem Boden vermischt werden. Mit Wurzelstöcken und Schwemmholz bestückt lassen sich die Moorbeete zu attraktiven, vielfältigen Lebensräumen gestalten. Die Wurzelstöcke dienen gleichzeitig als Insektenhotel. Erikagewächse und kleine Azaleen bringen noch mehr Farbe und Vielfalt in die Moorbiotope.

Betreuung

Ein Moorbeet braucht sehr wenig Pflege! Im Spätherbst entferne ich einige alte, zu dicht stehende Heidelbeerästchen. Um die Nährstoffversorgung der Pflanzen langfristig sicherzustellen, gebe ich ein klein wenig Mist und einige Handvoll siliziumreiches Steinmehl (auf keinen Fall kalkreiches) dazu. Fällt Häckselmaterial an, so decke ich das Moorbeet im Spätherbst damit ab. Dies sorgt zusätzlich dafür, dass das Moorbeet immer ungefähr die gleiche Höhe behält.

Bereits erschienen im Buch „Mein Selbstversorger-Garten am Stadtrand, Permakultur auf kleiner Fläche“ von Kurt Forster und im Permakultur Magazin, Ausgabe 2018 für Vereinsmitglieder. Hier kannst du Mitglied werden und dem Permakultur Institut e.V. beitreten.

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