von Kurt Forster
Dauer und Intensität von Hitzewellen und Dürren nehmen weltweit zu. In Kalifornien, in der Sahelzone, in weiten Gebieten Nordafrikas und Südeuropas wird die Trockenheit schon heute zum alles entscheidenden Problem. Nach Prognosen werden Indien und 14 weitere Länder versteppen und unter Dürren, Hitzewellen und Staubstürmen leiden. In den nächsten Jahren wird in diesen Ländern ein starker, lebensbedrohender Wassermangel erwartet. Bei einem Swiss-Aid-Einsatz in Indien erlebte ich, wie absolut überlebenswichtig Wasser ist. Ohne diesen Lebenssaft stirbt alles Leben – Pflanzen, Tiere und Menschen. Wasser wird zum Gold unserer Erde werden.
Im Hinblick auf die Klimaerwärmung mit den immer trockener werdenden Sommermonaten wird Wasser auch in Mitteleuropa immer knapper. Selbst die Schweiz, das »Wasserschloss« Europas, kann durch die fortschreitend wegschmelzenden Gletscher durch Wassermangel bedroht werden.
Wasser ist Leben
Als wir, Eva Bührer, Christoph Bachmann und ich, beim Start zu unserm neuen Permakultur-Grundlagenbuch (Hauptverlag) lange über die Permakulturprinzipien von Bill Mollison und David Holmgren diskutierten, waren wir uns einig, sie möglichst straff und gut verständlich darzustellen. Wasser wird bei den beiden Permakultur-Begründern nicht als existenzielles Design-Prinzip aufgeführt. Warum?
Da Wasser das Lebenselixier für alle Lebewesen ist, haben wir uns entschlossen, als neuntes Prinzip Wasser effizient nutzen in unser Buch aufzunehmen. Unser 9. Prinzip lautet: Fange möglichst alles Wasser auf, speichere es möglichst hoch, verwende es möglichst vielseitig; und wenn es weg fliesst, soll es das Gelände sauber verlassen. Was können, was sollen wir unternehmen, um uns in der Zukunft möglichst gut auf den sich abzeichnenden Wassermangel, aber auch auf Starkniederschläge optimal vorzubereiten?
Regenwasser – wertvolle Ressource
Wer eigene Wasserquellen oder Grundwasserbesitzt, ist sehr privilegiert. Die meisten müssen sich jedoch auf Regenwasser und als Notlösung auf »Hahnenwasser« beschränken. Oft prasseln grosse Mengen Regenwasser auf die Hausdächer und in Kürze ist das kostbare Nass weggeleitet. Um diese Ressourcenverschwendung zu verhindern, ist es sinnvoll, das Dachwasser aufzufangen. An den Dachwasserableitungsrohren montiert man Wasserklappen und fängt dann das wertvolle Nass in Regenwassertanks auf. Wir kennen diese Idee von den Wasserfässern in Schrebergärten. Dieser Lösungsansatz wurde weiterentwickelt: Man montiert spezielle Wasserklappen an den Ablaufrohren, die je nach Wasserqualität und Bedarfsmenge geöffnet oder geschlossen werden können. Heute werden auf dem Markt sogar Filter-Füllautomatenmit integriertem, selbstreinigendem Filter oder mit automatischem Schmutzwasserablauf zur einfachen Montage am Fallrohrangeboten. Dieses vorgereinigte Regenwasserleitet man mit einem Schlauch in grosse Behälter. Damit die Wasserspeicher nicht überlaufen, kann man ein Schwimmerventil als Überlaufstopp montieren. Wenn die Regenwasserspeicher etwas erhöht stehen und mit Abflusshahn versehen sind, kann man das kostbare Nass mit einem Schlauch mühelos dorthin leiten, wo es benötigt wird. So steht Wasser gratis zum Tränken von Pflanzen, für Teichfüllungen, Wassergräben, kleine Moore oder gar für einen Schwimmteich zur Verfügung.
In den Mittelmeerländern, vor allem in Spanien und auf den kanarischen Inseln, wurden viele Wasserspeicher und Talsperren gebaut, um das kostbare Nass zu speichern. In trockenen Zeiten wird das gespeicherte Wasser in kleinen Kanälen zu den Feldern geleitet und diese werden stundenweise geflutet.
Bewässern und giessen
Ein »no go« ist Spritzbewässerung mit dem Rasensprenger bei heissem Sonnenwetter während des Tages. Dann nämlich verdunstet der grösste Teil des versprühten Wassers gleich wieder. Wenn Giessen notwendig ist, dann sollte es früh morgens, wenn es am kühlsten ist, erfolgen. So verdunstet am wenigsten Wasser und es werden keine Schnecken angelockt. Am besten verwendet man abgestandenes, leicht angewärmtes Regenwasser. Wenn es erforderlich ist, giesst man intensiv, aber nur alle drei bis vier Tage. Eine andere Möglichkeit stellt die Tröpfchenbewässerung mit Schläuchen dar, die mit kleinen Löchern versehen sind. Als weitere Massnahmen sollten wir unsern Garten, unser Gelände und dessen Bepflanzung so gestalten, dass wir möglichst wenig Wasser benötigen.
Schwammartige Böden aufbauen
Der Boden sollte nie ungeschützt Sonne, Wind und Regen ausgesetzt sein. Also ist eine stete, aufeinanderfolgende Bepflanzung und ständiges Mulchen wichtig. Dies schützt die Erde vor Austrocknung. Verdichtete und versiegelte Böden nehmen kaum Wasser auf; dort fliesst es sehr rasch und oberflächlich weg. Zudem neigen degradierte Böden oft zu Erosion und Erdrutschen. Humusreiche Böden dagegen vermögen grosse Wassermengenaufzunehmen und zu speichern und dieses dann nur langsam wieder abzugeben. Daher sollten Böden locker, humusreich, schwammartig und porös sein und auf keinen Fall verdichtet werden. Durch stetes Mulchen des Bodens mit Grasschnitt, Laub, Heu, Gemüseabfällen, Stroh, Wasser- und Wasserrandpflanzen, Häckselmaterial und regelmässigen Kompostgaben werden die Bodenlebewesen ernährt und die Bodenfeuchtigkeit gleichzeitig vor Verdunstung geschützt. Um Bodenverdichtung zu verhindern, sollte der Boden nicht mit schweren Maschinen bearbeitet und umgepflügt werden. Umgraben und Pflügen des Mutterbodens stört die Abbauarbeitender Bodenlebewesen. Durchstetes Mulchen dagegen wachsen humose Böden heran.
Polykulturen und Dauerbegrünung
Da Sonne und Wind ungeschützten, offenen Boden rasch austrocknen, darf dieser nie ohne Mulchdecke oder Bepflanzung sein. Ernte ich eine Pflanze, dann lege ich Mulchmaterial auf die offene Stelle oder setze gleich wieder eine Jungpflanze auf die leere Stelle. Wandert ein Kopfsalat in die Küche, dann pflanze ich an diesen Ort einen jungen, roten Radicchio, einen Fenchel oder säe etwas Nüsseler (Feldsalat, Anmerkung der Redaktion) dorthin. Nach grösseren Gesamternten, zum Beispiel von Kartoffeln im Frühherbst, stecke ich gleich wieder Leguminosen wie Bohnen oder Kefen (Zuckerschoten, Anmerkung der Redaktion) in den Boden, um ihn für die nächste Bepflanzung mit Stickstoff anzureichern.
Bodengestaltung – Regenwasserrinnen und Teiche
Um den Wasserrückhalt auf einem Gelände zu verbessern, empfiehlt Bill Mollison Wasserrückhaltegräben entsprechend des Keyline-Systems anzulegen, welches sich an spezifischen Höhenlinien im Gelände orientiert. Hat man reichlich Land zur Verfügung, ist es sinnvoll, wasserspeichernde Gräben, im Englischen ›swales‹, und Teichlandschaften ins Gelände zu legen, so wie es der Permakulturist Sepp Holzer auf seinem Gelände praktiziert und in seinen Büchern empfiehlt. Selbst habe ich Gehwege parallel zum Hang aufgemauert. Sie halten Humus und Feuchtigkeit zurück und erleichtern die Bearbeitung der Hangbeete.
Hitzeresistente, tief wurzelnde Pflanzen
Flachwurzelnde Pflanzen wie Rasen oder Fichten verdursten bei fehlendem Regenrasch. Statt flachwurzelnde Monokulturen anzubauen, ist es zukunftsfähiger, tiefwurzelnde Gemüsepflanzen und Bäume (Pfahlwurzler), die viel widerstandsfähiger gegen lange Trockenzeiten sind, zu pflanzen. Also statt Kohlenhydrate aus einem Weizenfeld zu gewinnen, setzt man Maronen- oder Nussbäume als Alternative. In Mitteleuropa können wir schrittweise ertragreiche, trockenresistente Pflanzenaus dem Mittelmeerraum übernehmen, also tiefwurzelnde Reben oder genügsame Olivenbäume.
Waldgärten und Agroforstsysteme
Schon vor 13.000 Jahren wurden in Japan Baumgärten mit Esskastanien angelegt. Verstärkt werden heute in trockenen Gebieten Versuche mit Waldgärten gemacht. Bei Agroforst-Systemen wechseln beispielsweise Gemüse-Anbaureihen mit Baumreihen. Die tiefwurzelnden Bäume verbessern hier wie auch in Waldgärten das Mikroklima und wirken als Wasserpumpen. Oft werden dabei Oliven-, Maronen-, Nuss- und Holunderbäume oder auch Rebstöcke verwendet.
Geschlossene Wasserkreisläufe
Wer beim Wassersparen konsequent weiterdenkt, schliesst sämtliche Abwasser seines Haushaltes kurz. Gelb- (Urin), Grau- (Haushaltabwasser) und Schwarzwasser (Kot) kann recycliert werden. Urin ist steril und kann mit Wasser verdünnt direkt zur Pflanzenbewässerung verwendet werden. Natürlich sollte man diese Urinjauche nicht direkt über Salate giessen, sondern sie wird im Wurzelbereich von Tomaten, Gurken oder anderen Starkzehrern verwendet.
Für die Klärung von Haushaltsabwasser benötigt man eine Pflanzenkläranlage. Das gereinigte Wasser kann dann noch in einen fischbesetzten Klärteich geleitet werden. Für das Recyclieren von Fäkalien lässt sich ein Kompostklo verwenden. Wer nicht selberbauen will, findet im Handel verschiedene Modelle in unterschiedlichen Dimensionen und gewinnt so aus den Exkrementen wertvollen Dünger. Schritt für Schritt können wir mit all diesen Anregungen und Leitlinien das Wassermanagement in unseren Gärten, auf unserm Gelände schrittweise optimieren und so für kommende Trockenzeiten vorbereiten.
Bücher von Kurt Forster:
Mein Selbstversorger-Garten am Stadtrand. Permakultur auf kleiner Fläche, Kurt Forster, oekobuch, 125 Seiten, ISBN 978-3-936896-72-5.
Permakultur. Grundlagen und Praxisbeispiele für nachhaltiges Gärtnern, Christoph Bachmann, Eva Bührer und Kurt Forster, Hauptverlag, 286 Seiten, ISBN: 978-3-258-08278-3.